Top Ten

Teil 41: Costa Rica
Abenteuer, Entspannung und ganz viel Natur

Juliane Israel, die unseren brandneuen Reiseführer zu Costa Rica geschrieben hat, verrät in dieser Top-Ten-Ausgabe nicht nur, welche zehn Dinge man auf einer Costa-Rica-Reise unbedingt anschauen oder unternehmen sollte, sondern auch, woher der Fluss Celeste seine besondere Farbe hat, wo es magnetischen Sand gibt und was sich hinter einem „Churchill“ verbirgt.

Autorin Juliane Israel<br>
Autorin Juliane Israel

Juliane Israels Top Ten in Costa Rica

1. Parque Nacional Volcán Tenorio: wo Gott den Himmel malte

Unberührte Natur mit üppig wucherndem Regenwald prägt die Landschaft im Parque Nacional Volcán Tenorio. Vier Vulkankrater ragen aus ihm heraus: Teno­rio I ist mit 1620 m der höchste Krater, ge­folgt von Tenorio II, Carmela und Mon­tezuma. High­light des Parks sind aber gar nicht unbedingt die Vul­kankrater, sondern der Río Celeste, der mit seinem milchig-blauen Wasser den Park durchfließt. Angeb­lich hat Gott hier, nachdem er den Him­mel gemalt hatte, seine Pinsel ausge­wa­schen. Die Parkverwaltung spricht hin­ge­gen von einer chemischen Reak­tion, die beim Zu­sammenfluss unter­schied­licher Was­ser­läufe hervorge­ru­fen wird. Dabei werden Schwefel und Kalziumcarbonat zusammengeführt und so das Farb­spektakel angemischt. Am intensivsten ist das Blau in den re­gen­armen Mona­ten zwischen De­zem­ber und April.

Tenorio
Farbspektakel beim Río Celeste. – Foto: Juliane Israel

2. Puerto Viejo de Talamanca: surf, eat, dance, repeat

Tanzen, flirten, shoppen – feiern, sur­fen, joggen: In Puerto Viejo ist im­mer was los. Das kleine Städtchen ist eine Mi­schung aus Hippieort und Urlaubs­do­mi­zil. Die Straßen sind voller Men­schen. Hier versammeln sich vor allem jun­ge Leute: Backpacker, Einhei­mi­sche, Partyvolk. Neben vielen Autos und Tucktucks drängen sich jede Men­ge Hotels und Hos­tels, Restaurants und Bars, Shops mit Beachwear, Souvenirs und Kunst­hand­werk dicht an dicht an der bunten Hauptstraße und in den Seitengassen. Langweilig wird es in Puerto Viejo, dem alten Hafen, ga­ran­tiert nicht – drum herum liegen schö­ne Strände zum Baden oder Sur­fen. Die Playa Negra nördlich vor Puer­to Vie­jo an der Straße ist ideal für Surf­an­fän­ger. Der schwarze Sand ist vulka­ni­schen Ursprungs. Sobald er mit et­was Mag­netischem in Berührung kommt, ste­hen die Sandkörner wie spit­ze Kris­tal­le in alle Richtungen ab – aus­pro­bie­ren! An der Playa Cocles wei­ter südlich tum­meln sich die Surfpro­fis. Abends tref­fen sich alle, egal ob An­fän­ger oder Profi, in den zahlreichen Bars, tan­zen und feiern, bis der Mor­gen graut und es nach ein paar Stun­den Schlaf wie­der aufs Brett geht.

Puerto Viejo
Puerto Viejo lockt vor allem junge Leute an. – Foto: Juliane Israel

3. Selva Bananito Ecolodge: wohnen im Dschungelparadies

Ein besonderes Fleckchen Erde ist die Selva Bananito Ecolodge, eingebettet in die Talamanca-Berge, unweit der Küstenstadt Li­món. Schon die Anfahrt ist Teil des Abenteuers, es geht durch dichte Vegetation und durch ein Flussbett. Und dann ist man da: 16 schicke Öko-Cabinas verteilen sich im hügeligen Gelände, umgeben von Sekundär- und Primärwald. Dieser Wald ist nicht nur Rückzugsort für bedrohte Tier­arten wie Jaguar, Ozelot und Tapir, sondern bildet einen Wild­kor­ridor zwi­schen dem Naturschutzgebiet Parque Nacional de la Amis­tad, das sich Costa Rica und Panama teilen, und Schutz­ge­bieten der Küs­ten­region. Besitzer Jürgen Stein und seine Schwestern Karin und Sofia haben es sich zum Ziel gesetzt, die Selva Bananito durch sanften Ökotourismus zu schützen. Jürgen und sein Team bieten verschiedene Touren an: Wanderungen in den Primärwald, Ausritte über die Finca und als Highlight – einen Flug im offenen Tragschrauber! Die Sicht von oben auf den Dschungel und bis zur Karibik ist spektakulär.

Selva Bananito
Das Highlight schlechthin! – Foto: Jürgen Stein

4. Besuch bei den Ngäbe: wohnen ganz ursprünglich

Die Ngäbe sind ein indigenes Volk, das in Costa Rica und Panama beheimatet ist. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch bei den Ngäbe in der ab­ge­legenen Gegend von Conte Burica im Dorf Las Vegas Nibiribotda. Die Region liegt ganz im Südwesten des Landes, begrenzt vom Pazifik, der panamaischen Grenze und dem Tal Coto Brus, und ver­fügt über unberührte Natur, Primärregenwald und eine unbe­wohnte Pazifikküste. Mit dem Projekt Cultura Kare möchte Marcos Jiménez Montezuma, Vater von sieben Kindern, einen sanften Öko­tourismus aufbauen. Es gibt inzwischen vier ganz einfache Holz-Cabinas mit Matratzen, jedoch ohne Moskitonetz oder ähn­lichen Komfort. Man isst, wohnt und wäscht sich quasi mit und bei der indigenen Familie, die alle sehr herzlich und zuvor­kom­mend sind. Ein echtes Abenteuer und eine authentische Erfah­rung! Es gibt kaum Strom, abends muss für das Beisammensein ein Lagerfeuer entfacht werden. Dann zeigen die Kinder im Feuer­schein ihre indigenen Tänze und Handspiele. Im nahen Fluss kann man baden, Aras schweben durch die Lüfte, und Totenkopfäffchen klettern in den riesigen Bäumen.

Ngäbe
Sanfter Ökotourismus. – Foto: Juliane Israel

5. Einen „Churchill“ essen in Puntarenas: zuckersüße Erfrischung

Knallbunt, eiskalt und zuckersüß – so präsentiert sich der berühmte Churchill-Eisbecher von Puntarenas. Die Straßenwagen, an denen der Eisbecher verkauft wird, sind genauso farbenfroh wie der Churchill selbst. Aus zerstoßenem Eis, Vanilleeis, Sirup, gezuckerter Kondensmilch, Früchten, Streuseln und noch mehr Sirup wird die Leckerei zubereitet. Ein süßer Hammer, aber auch erfrischend. Denn immerhin ist die Hafenstadt ganzjährig mit um die 30 Grad verwöhnt, da hält man doch gern mal am Straßenrand an und gönnt sich ein Päuschen. „Es una combinación perfecta“ – eine perfekte Kombination, sagen auch die Ticos. Sie kommen am Wochenende extra für eine Copa nach Puntarenas. Doch wieso heißt der Eisbecher nun Churchill? Der Überlieferung nach gab es in der Stadt in den 1940er-Jahren einen Mann, der bestellte am Paseo de los Turistas immer eine Eistüte und wünschte dazu verschiedene „Sonderzutaten“. Da er dem britischen Premier Winston Churchill ähnlich sah, benannten die Eisverkäufer die so entstandene Eisbecherkreation, die auch bei anderen Kunden gut ankam, schließlich nach ihm.

Churchill
Süß und erfrischend: der berühmte Churchill-Eisbecher. – Foto: Juliane Israel

6. Rafting auf dem Sarapiquí: wunderschöne Natur beinahe alleine genießen

Die Region, durch die der Río Sarapiquí fließt, ist eine grüne, wasserreiche Weidelandschaft zwischen zahlreichen Hügeln. Von September bis November führt der Fluss genügend Wasser, um zwischen den großen Gesteinsbrocken einer beliebten Sportart nachzugehen: dem Rafting. Die Agentur Epic mit Sitz in San Miguel de Sarapiquí startet die Flusstouren ganz in der Nähe. David und Julio sind erfahrene Guides, man fühlt sich immer sicher, und auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Schon Kinder ab 4 Jahren dürfen mitfahren. Niveaus von I bis III werden gemeistert, und nebenbei lassen sich Wasservögel, Leguane und Affen blicken. Und: Man wird von Kopf bis Fuß nass!

Rafting
Hier kommt Spaß nicht zu kurz. – Foto: Juliane Israel

7. Blue Falls: ein Traum in Blau

Ein klarer Fluss mit mehreren Wasserfäl­len, von denen einige eine wunderbar blaue Farbe haben, Stromschnellen, Schwimm­pools und Aussichtsplätze in­mitten der Natur liegen versteckt in dicht-grüner Vegetation. Der erste Was­ser­fall der Blue Falls, „Las Ge­me­las“, ist recht einfach, sicher und schlamm­frei zu­gäng­lich. Hier kann man ins kalte und herrlich blaue Wasser eintauchen. Ein kleines Stück weiter folgt ein Wasserfall in einem anderen Blauton. Und auch der „Pozo Azul“ ein Stück zurück ist unbedingt den Abstecher wert. Er rauscht mächtig und wild hinab – und mündet in ein ruhiges Becken. Traumhaft!

 Blue Falls Las Gemelas
Wunderschöne Wasserfälle. – Foto: Juliane Israel

8. Arenal: heiß oder kalt baden beim Vulkan

Oft versteckt er sich in den Wolken, der Gipfel des Vulkans Arenal beim Provinzstädtchen La Fortuna. Trubelig geht es im Ort zu, ringsherum dagegen ruhig. Am Arenal, dem aktivsten und jüngsten Vulkan Costa Ricas, 1670 m hoch, kann man wandern und … baden! Und das gleich mehrfach. Wer eher ein Warmbader ist, geht in eines der schönen Thermalbäder rund um den Vulkan. Das Wasser in den Bädern wird direkt aus der Energie, die der Vulkan produziert, erwärmt. Und dann hat man die Qual der Wahl: Es gibt günstige Bäder, die dann aber auch rustikal sind, um es nett auszudrücken. Die schicken sind dafür recht teuer, neben tollen Lichteffekten und Dschungelfeeling durch tropische Pflanzen und den Nebel der heißen Quellen bekommt man hier auch Massagen, Drinks und echte Wellness-Atmosphäre. Abgehärtete Kaltbader können sich dagegen im eiskalten Becken des Catarata de Fortuna erfrischen. Der Wasserfall liegt nur 5 km vom Städtchen La Fortuna entfernt – eine schöne Wanderung, für die das erfrischende Bad die perfekte Belohnung ist.

Ein Bad im Fluss am Catarata Fortuna kühlt herrlich ab
Heißes Thermalbecken oder doch lieber kalt baden? – Foto: Juliane Israel

9. Puerto Jiménez: Hafenstädtchen beim Corcovado-Nationalpark

Die kleine, geschäftige Hafenstadt mit ihrer Mole, dem Fußballplatz und den rasterartig angelegten Straßen ist das wirtschaftliche Zentrum der Osa-Halb­in­sel. Neben Drake Bay ist sie ein wei­te­rer, von ausländischen Touristen deut­lich weniger frequentierter Aus­gangs­ort, um den Corco­vado-Nationalpark zu besuchen, der den Großteil der Halbinsel bedeckt. Puerto Jiménez liegt an der breiten Bucht des Golfo Dulce. Hier bietet es sich an, mit einem Kajak eine Tour entlang des Ufers zu unternehmen, das Was­ser ist tagsüber recht ruhig. (Ach­tung: Über Mittag herrscht mehrere Stun­den Ebbe, am besten morgens fah­ren!) Bei einer Boots­fahrt zum Corcovado-Regenwald ist es nicht selten, dass Delfine vorbei­schwim­men oder rote Aras in kleinen Grüpp­chen am Ufer entlangfliegen. Wer mag, kann auch ein Fahrrad mieten und die umliegenden Strände erkunden. Ein Ort zum länger Bleiben und einfach mal Abhängen.

Puerto Jimenez
Ein Ort zum Verweilen. – Foto: Juliane Israel

10. Montezuma: Sandstrand, Wasserfälle und entspannte Atmosphäre

Schlechte Straßen führen zu beson­de­ren Orten – die Bucht von Montezuma mit ihrer weitläufigen Playa, geschmückt von einem Felspanorama, das aus dem Meer ragt, ist eine der schöns­ten von Nicoya. Der Sand ist hell, das Meer ruhig, und zwi­schen den vielen Korallenfelsen am Strand haben sich natürliche Gezeiten-Pools gebildet, in denen man wunder­bar planschen kann. Die Anfahrt auf einer Schotterpiste ist zwar etwas abenteuerlich, und das ein oder andere Schlagloch muss verdaut werden, doch dafür sind das Dorf und der Strand noch nicht zu überlaufen. Montezuma, ger­ne auch Montefuma genannt (fumar = rauchen), ist ein bunter, liebens­wer­ter Ort und bei Jung und Älter, bei Singles, Pärchen und Familien gleichermaßen be­liebt. Hippies schlurfen durch die Stra­ßen, verkaufen hier und da ihren selbst­gefertigten Schmuck, während Ma­ri­huana-Wolken durch die Luft schwe­ben. Jeder macht hier das, worauf er gerade Lust hat. Was wohl niemand verpasst: die Cataratas de Montezuma. Das Wasserfall-Ensemble be­steht aus drei aufeinanderfolgenden Kas­kaden. Der untere Wasserfall ist 30 m hoch, in den Becken lässt es sich her­vor­ragend planschen, ab und an sprin­gen Einheimische oder Tou­risten aus luf­tiger Höhe hinein. Der Auf­stieg zu den bei­den oberen Fällen über einen Privatweg (1 $) lohnt sich, denn hierher kommen die wenigsten Tou­risten, und man hat einen atem­be­rau­benden Blick. Von Montezuma aus er­reicht man die Fälle in ca. 45 Min. über eine leich­te Wanderung.

Montezuma
Der Strand von Montezuma. – Foto: Juliane Israel

Passend dazu