Florian Fritz ist seit vielen Jahren MMV-Autor. Mit Grausen erinnert er sich an die Zeiten, als grobkörnige Schwarzweißbilder in den Büchern dominierten und in der Mitte ein kleiner Farbfototeil „aneinandergepappt“ war. Durch seinen Südtirol-Reiseführer hat er gelernt, worauf es bei einem guten Reiseführerfoto ankommt.
Ich war schon immer der Ansicht, dass ein guter Reiseführer auch ansprechende Bilder in guter Qualität braucht, denn die Leserschaft liest nun mal auch über visuelle Eindrücke. Als ich selber Autor wurde, musste ich dann lernen, dass Bilder, die ich gut fand, nicht immer die Favoriten der Redaktion waren: „Zu dunkel, zu hell, schlechte Farben, nichtssagendes Motiv, am Rand zu knapp … „ Hmmm. Zunächst war ich mal beleidigt und dachte mir: „Die haben doch keine Ahnung, ich bin hier der Fotokünstler.“
Tatsächlich habe ich im Lauf der Jahre gelernt, worauf es bei einem Foto für einen Reiseführer ankommt: Nicht Fotokunst, sondern praktischer Nutzen. Klare Motive, gutes (nicht extremes) Licht, guter Ausgleich zwischen hellen und dunklen Flächen im Bild. Und Platz am Rand für den Beschnitt.
Das ist die technische Seite. Natürlich erlebt man auf Recherchereisen Geschichten und Fotos bilden diese ab, fangen lustige, spannende und einzigartige Momente ein. Wenn es ein solches Bild ins Buch schafft, bin ich glücklich. Die Kuh ist dafür prominentestes Beispiel. Sie war sogar auf dem Cover der letzten Ausgabe, und ich bin der tiefen Überzeugung, dass sie sich verkaufsfördernd ausgewirkt hat, ein Eyecatcher eben. Interessant war, dass kurz danach auch der Bruckmann-Verlag und später Lonely Planet bei ihren Dolomiten-Titeln eine Kuh auf dem Cover hatten. Zufall?
Das Bild zum tiefverschneiten St. Felix gehört zu meinen Favoriten, weil es entstand, als wir im tiefverschneiten St. Felix die einzigen Gäste waren, ein netter Peruaner, der im Hotel arbeitete, frühmorgens unser Auto freischaufelte und ich niemals mehr eine solche Menge weißer Pracht erlebt habe. Das Bild strahlt die Ruhe und Stille dieser Tage aus.
Das Bild „St. Johann in Ranui im Villnösstal“, ist trotz Instagram Stempel eins meiner Lieblinge. Denn es gibt viele Momente im Jahr, in denen dieser Ort, der Südtirol wie kaum ein zweiter verkörpert (Glauben, Kunst, Blumenpracht, zackige Gipfel), einem doch noch fast alleine gehört.
Das Bild „St. Magdalena in Villnöss“, mag ich, weil es wie gemalt aussieht. Eine solche Lichtstimmung lässt sich nicht am PC erschaffen!
Die Sella mit einem Paraglider, hat es nie ins Buch geschafft. Ich mag es, weil es die Verbindung von Bergen, Freiheit und Sport verkörpert, für die Südtirol steht.
Das Bild vom Schafübertrieb vom Ötz- ins Schnalstal zeigt für mich eines der großen Ereignisse in Südtirol. Wir übernachteten auf der Hütte „Schöne Aussicht“, um in der Früh dem Ankommen der Schafherde beizuwohnen, die in fast 3000 m Höhe, vorbei an Gletscherseen, durch endlose Geröllfelder eines Hochtals heraufkam. Die unterwegs geborenen Lämmer (der Übertrieb dauert mehrere Tage) werden von den Hirten getragen, wenn sie müde werden. Das Bild drückt für mich eine innige Verbindung von Mensch und Tier aus.
Ein Ronenrisotto. Welch ein Rot! Ein perfektes Stilleben, das die typische, appetitliche Südtiroler Küche symbolisiert, die in einem Kulturmix aus Knödeln, Pasta und eben Risotto eigene Wege geht.
Herbert Pixners Flecknersee Openair am Jaufenpass ist für mich DAS Konzerterlebnis in Südtirol. Ein Crossover von Volksmusik und modernen Klängen auf 2000 m Höhe, die Dämmerung bricht herein, man nippt am Rotweinbecher und isst die mitgebrachten Leckereien. Die perfekte Symbiose von Natur und Musik.
Am Ritten ist für mich das perfekte Winterbild und typisch für Südtirol. Eine Hütte, ein Holzzaun, Schnee, blauer Himmel, all das grafisch gut umgesetzt.
Meine Frau nimmt mir heute noch übel, dass ich auf den Auslöser gedrückt habe, statt sie dabei zu unterstützen, unseren Rucksack gegen eine offenkundig übergriffige Kuh zu verteidigen. Für mich mein witzigstes Südtirolbild, das auch im Buch auftaucht.
Eines der wenigen Stadtbilder, die ich wirklich gut finde. Winter in Brixen, ein paar heftige Flocken rieseln vom Himmel, nach 5 Minuten war es schon wieder vorbei. Pastellige Farben, die bunten Schirme sind die perfekten Farbtupfer. Es war ein eindrücklicher Moment, aber kein Bild, dass es ins Buch schafft. Eher für mich, Bildkunst.
Ein paar Worte möchte ich noch zur Ausrüstung verlieren: Ich bin analog aufgewachsen, habe früh ins Digitale gewechselt und dann mit Leidenschaft und Rückenschmerzen meine Spiegelreflexmonsterausrüstung über Berg und Tal geschleppt. Das mache ich zunehmend seltener (ich nutze jetzt eine kompakte Sony Alpha 6000 und zwei, drei leichte Objektive). Moderne Smartphones (ich nutze das iPhone xs max) bieten bei guten Lichtverhältnissen (das ist die Einschränkung) eine hervorragende Bildqualität, sind schnell gezückt und wiegen nix. 1, 7, und 9 sind mit dem Smartphone entstanden.