Lissabon ist eine faszinierende Metropole, in der sich zahlreiche Erlebnisse unternehmen lassen. 33 davon (die man nicht so einfach ergoogeln kann!) hat unser Lissabon-Experte Johannes Beck in seinem Lissabon – Stadtabenteuer versammelt. Dabei geht es auch in die Küstenregion der Weltstadt, wo man einige der seltenen europäischen Flussdelfine beobachten kann. Beck weiß: »Durch den Ökotourismus ist das Bewusstsein für den Schutz der Delfine deutlich gestiegen, inzwischen sind sie sogar heimliches Wahrzeichen Setúbals geworden.«
WO? Vertigem Azul, Edifício Marina Deck, Rua Praia da Saúde, 11-D, Setúbal , Tel. 265238000, vertigemazul.com. Nach Setúbal mit Zug (ab U Entrecampos, fertagus.pt) oder Bus (ab U Praça de Espanha, Linien 561, 754 und 755, tsuldo tejo.pt) +++ WANN? Mai bis Nov. tägl. um 9.30 und 14.30 Uhr, sonst 10 und 14.30 Uhr. Vorherige Reservierung empfohlen +++ WIE LANGE? 5 bis 6 Stunden +++ WIE VIEL? 35 Euro, Kinder bis 12 J. 20 Euro +++
SIE WOLLEN einfach nicht auftauchen! Seit Stunden fahren wir nun
an den endlosen Sandstränden der Halbinsel Tróia entlang. Setúbal und
das Sado-Delta haben wir lange hinter uns gelassen. Linker Hand sehen
wir Sand und Kiefernwälder, rechter Hand das offene Meer. Immer wieder
glaubt jemand auf der Meeresoberfläche eine Flosse erspäht zu haben,
immer wieder ist es Fehalarm.
Ich beginne auszurechnen, wann wir
wohl umdrehen müssen, wenn der Skipper rechtzeitig für die
Nachmittagsfahrt wieder in Setúbal sein möchte. Viel Zeit bleibt uns
nicht! Noch bin ich positiv: Vertigem Azul hat seit Jahren eine
Erfolgsquote von über 95 Prozent bei ihren Fahrten. Und befinden wir uns
nicht auf einem schmucken Katamaran namens »O Esperança«, zu Deutsch
»Hoffnung«? Gerade, als ich dieselbe aufgeben will, ertönt ein Schrei:
»Da sind sie!«
DIE FLOSSEN gleich mehrerer Delfine! In ruhigem Tempo schwimmen
sie nach Norden. »Sie sind auf der Jagd nach Fischen und Tintenfischen«,
erklärt uns einer der Guides. Plötzlich ein begeisterter Ruf: »Schaut
mal, ein Babydelfin!« Ganz vorne in der Gruppe schwimmt ein
Neugeborenes, gut zu erkennen an seiner hellen Haut. Es ist gerade mal
einen Monat alt.
Es berührt mich, das erleben zu dürfen. Nachwuchs
ist bei den Flussdelfinen ein äußerst seltenes und wichtiges Ereignis.
Nur etwa 30 Tiere leben im Sado-Delta von Setúbal, da ist jede Geburt
ein Fest – und jeder Todesfall Grund zur Sorge. In Europa gibt es sonst
nur noch in Schottland und Irland »sesshafte« Delfine in Flussdeltas.
Eigentlich handelt es sich um Große Tümmler. Im offenen Meer haben sie
zahlreiche Artgenossen, doch vermischen sich die Tiere nur in
Ausnahmefällen.Heute jagt die Gruppe der Sado-Delfine nahe der
Küstenlinie, anmutig hebt sich immer wieder ein Rücken aus dem Wasser.
Anfangs rennen die Fahrgäste ständig quer über das Deck des großen
Katamarans, um die beste Sicht auf der »richtigen« Seite zu haben. Erst
als die meisten vorne am Bug stehen, beruhigt sich die Lage.
ICH FREUE MICH, dass ich das Teleobjektiv dabeihabe. Anhand
meiner Fotos und der Form der Rückenflossen können wir gleich vier
Delfine identifizieren: Serrote, Negro, Escuro und Esperança. Die beiden
Gründer von Vertigem Azul, Maria João Fonseca und Pedro Narra, haben
allen eigene Namen gegeben, als sie 1998 als erstes Unternehmen mit dem
Dolphin-Watching in Setúbal anfingen.
Es ist ein gutes Gefühl, hier mitzufahren. Durch den Ökotourismus ist das Bewusstsein für den Schutz der Delfine deutlich gestiegen, inzwischen sind sie sogar heimliches Wahrzeichen Setúbals geworden. Heute springen sie zum Teil meterhoch aus dem Wasser: Es beeindruckt mich immer wieder, wie elegant und kraftvoll sich die schönen Tiere bewegen. Nach 30 Minuten ist das Spektakel vorbei, das Boot muss abdrehen, das ist gesetzlich vorgeschrieben, damit die Delfine nicht zu sehr gestört werden. Mit den frischen Bildern im Kopf und dem herrlichen Panorama der Serra da Arrábida vor Augen vergeht der lange Rückweg nach Setúbal in der Gewissheit, etwas Großartiges erlebt zu haben.
WENN MAN SCHON MAL HIER IST:
Die Altstadt von Setúbal, einem der bedeutendsten Wirtschaftszentren der Region Lissabon, ist sehr sehenswert: Nicht verpassen sollte man die Igreja de Jesus, aus dem 15. Jahrhundert, eine der ersten Kirchen im Stil der Manuelinik, der portugiesischen Gotik. Nahe dem Hafen lohnt sich die Markthalle Mercado do Livramento wegen der kunstvollen Azulejo-Dekorationen. Und in den zahlreichen Restaurants von Setúbal kann man gut gegrillten Fisch essen.
Hier können Sie direkt in die Leseprobe aus dem Buch reinschauen: