Wie ist es, wenn man in diesen Zeiten einen Reiseführer herausbringt? Gar nicht so kompliziert, wie man vermuten könnte. Stephanie Aurelia Staab zeichnet ein realistisches Bild, was Reisebücher derzeit vermögen – und gibt sehr viele konkrete Tipps für Reisende im Odenwald! Dabei geht es um Führungen, Schiffstouren, Reservierungen oder Timeslots und zwei Lieblingshighlights der Autorin, die in der Natur stattfinden.
Odenwald mit Bergstraße, Darmstadt, Heidelberg
Jedes Mal, wenn ich in meinem Reiseführer blättere, fühlt es sich selbst für mich klein wenig wie eine Urlaubserinnerung an. Als ich vor zehn Jahren für die Erstauflage des Odenwald-Reiseführers mit der Recherche vor der Haustür angefangen habe, wusste ich nicht viel über den Odenwald und seine Geschichte. Für mich war es eine spannende Reise, die Orte, ihre Sehenswürdigkeiten und die Historie genauer kennenzulernen. Für ein authentisches Reisegefühl habe ich mich in Hotels und Pensionen einquartiert. Selbst in Heidelberg. Dort war ich vorher sonst immer nur zum Shoppen als Tagesausflug. Auch für die zweite und dritte Auflage habe ich an unterschiedlichen Orten im Odenwald Quartier bezogen. Jedes Mal bin ich mit neuen Eindrücken nach Hause gekommen.
Während am Anfang meiner Recherchen vor allem die Gesamtbestandsaufnahme im Fokus stand, waren es später die persönlichen Begegnungen zum Beispiel mit Ladenbesitzern und Restaurantinhabern, die dem Ganzen ein vielseitiges Fundament gegeben haben. Museen mit festen Ausstellungen mussten nicht unbedingt ein zweites Mal besucht werden, dafür blieb dann Zeit für Museen, über die ich mich zunächst nur informiert hatte. Immer neue, interessante Eindrücke sind der Beweis, dass sich der Odenwald immer wieder für einen ausgiebigen Ausflug lohnt.
Was geht in Corona-Zeiten?
Nun ist die Region aktuell natürlich ebenso wie die gesamte Welt von den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie betroffen. Die Tipps, die der Odenwald-Reiseführer enthält, wurden vor der Corona-Krise recherchiert. Insofern kann es bei den Sehenswürdigkeiten und Freizeittipps zeitliche Abweichungen oder Zugangsbeschränkungen geben. Einen Hinweis darauf hat der Michael Müller Verlag in eigener Sache in dieser Auflage berücksichtigt. Fest steht, dass beispielsweise Großveranstaltungen und Festivals wie überall für dieses Jahr abgesagt wurden. Den Touristinformationen in Michelstadt, Darmstadt und Heidelberg oder auch Mosbach zufolge gibt es aber einiges, was Besucher im Odenwald, an der Bergstraße, in Darmstadt und Heidelberg unternehmen können. Und was natürlich immer geht, ist Wandern oder Radfahren. Die ursprüngliche Schönheit der Region und die grandiosen Ausblicke, die man zuweilen hat, sind und bleiben einfach unbezahlbar!
Hier ein paar aktuelle Tipps ohne Gewähr. Denn laut Touristinformationen erfolgen die Angebote zurzeit „auf Sicht“. Und natürlich ist das Folgende nur eine kleine Auswahl.
Führungen
Was ist das Besondere an einem Ort? Welche Geschichten und Anekdoten gibt es zu den Bewohnern? Eine Führung ist die kompakteste Form, spannende Hintergrundinformationen zu erfahren. Darmstadt, Heidelberg und einige Städte im Odenwald und an der Bergstraße bieten nach dem Lockdown im Frühjahr wieder Führungen an. In Darmstadt geht es zum Beispiel auf die Mathildenhöhe. In Heidelberg kann man täglich am Altstadtrundgang teilnehmen. Auch der Cabrio-Bus mit Startpunkt am Karlsplatz tourt im Stundentakt durch Heidelberg. Empfehlenswert sind auch die naturbezogenen Angebote des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald.
Museen, Galerien, Kunstwege
Viele Museen und Galerien haben unter Berücksichtigung entsprechender Hygienemaßnahmen relativ schnell wieder geöffnet. Bei kleineren, insbesondere ehrenamtlich betriebenen Museen kann es schon mal passieren, dass Besucher vor verschlossener Tür stehen. Meine persönlichen Tipps: natürlich das Landesmuseum in Darmstadt, das Kurpfälzische Museum der Stadt Heidelberg, die Sammlung Prinzhorn in Heidelberg, das Museum Stangenberg-Merck in Jugenheim und insbesondere für Familien das bioversum in Darmstadt-Kranichstein oder das Drachenmuseum in Lindenfels.
Kultur und Natur verbinden zum Beispiel die Kunstwanderwege im Überwald und in Fürth oder auch der Albersbacher Streuobstlehrpfad. Lehrreiches in Spaß und Spiel verpackt hält unter anderem der Smartpfad für Kinder bereit, der zwischen Mudau und Amorbach verläuft.
Zoos, Tier- und Freizeitparks
Auch der Zoo in Heidelberg und Zoo Vivarium in Darmstadt sowie der Tierpark in Erlenbach oder der Englische Garten zu Eulbach mit seinem Tiergehege haben geöffnet. Das Märchenparadies auf dem Königstuhl oder die Sommerrodelbahn in Wald-Michelbach empfangen ebenfalls gern Gäste. Überall gibt es Hygiene-Maßnahmen wie die Maskenpflicht beim Odenwaldbob zu beachten. Aber das sollte dem Freizeitspaß keinen Abbruch tun.
Rund ums Wasser
Ausflugschiffe der Weißen Flotte in Heidelberg sind wieder auf dem Neckar unterwegs. Von Heidelberg führt beispielsweise eine Fahrt bis in die Vier-Burgen-Stadt Neckarsteinach. Einer Abkühlung im Schwimmbad steht zurzeit auch nichts im Wege. Viele Bäder haben geöffnet, so lange sich die Covid-19-Infektionszahlen in festgelegten Grenzen halten und die Lage entspannt ist. An Seen wie dem Marbach-Stausee ist das Schwimmen zurzeit untersagt – auch weil keine Aufsicht vor Ort ist, die im Notfall helfen kann.
Timeslots und Reservierungen
Bei vielen Angeboten, vor allem aber in Restaurants und Cafés müssen Gäste ihre Daten hinterlassen, um gegebenenfalls über eine Infektionsgefahr informiert zu werden. Manche Gastronomen arbeiten auch mit Timeslots, das heißt, dass Gäste nur eine gewisse Zeit im Restaurant haben und dann auch andere zum Genuss kommen sollen. Ich habe aber erlebt, dass – sofern ein begehrtes Restaurant nicht ausgebucht ist – man auch so lange verweilen darf, wie man möchte. Reservierungen oder Ticketvorverkauf haben an vielen Stellen Bedeutung gewonnen, sei es in Schwimmbädern, im Zoo oder einer Schifffahrt. Bei jedem Angebot, das einen interessiert, empfiehlt sich vorher zu schauen, wie mit der aktuellen Situation umgegangen wird. Das beugt möglichen Enttäuschungen vor.
5 Tipps zum Wandern und genießen
Das Schönste im Odenwald für mich ist es, zu wandern und dann einzukehren. Die qualifizierten Steige – Burgensteig, Nibelungensteig oder Neckarsteig – zum Beispiel bieten viel Abwechslung, führen zu tollen Sehenswürdigkeiten und enthalten auch immer Möglichkeiten, bei einem Etappenstopp dem leiblichen Wohl nachzugehen. Auch vor Covid-19 hat es sich empfohlen, vorab zu schauen, ob die Gaststätten an dem Tag auch wirklich geöffnet haben.
Als Darmstädterin möchte ich zum Schluss noch zwei persönliche Lieblingshighlights empfehlen: Aktuell findet das Künstlersymposium zum 10. Internationalen Waldkunstpfad statt, der am 15. August offiziell eröffnet wird. Bis zum 4. Oktober werden dann Samstag und Sonntag Führungen angeboten. Den Blick von der schönen Ludwigshöhe, der bis nach Frankfurt und in den Taunus reicht, sollten sich Besucher bei der Gelegenheit auch nicht entgehen lassen. Wer will, bekommt in der Ludwigsklause auch einen Happen zu essen.
Ebenso schön ist beispielsweise eine Wanderung über die zauberhafte Darmstädter Rosenhöhe, über das Oberfeld hinüber in den Bessunger Forst. Der Jugendhof Bessunger Forst bietet dort sonn- und feiertags eine Einkehrmöglichkeit. Gelegentlich gibt es hier auch Live-Musik. Zurück geht es dann beispielsweise über die Fischhütte, die ebenfalls zur Einkehr einlädt, zur Lichtwiese in Darmstadt.
Ludwigshöhe und Rosenhöhe sind übrigens auch zwei markante Punkte des rund 12 Kilometer langen, sogenannten Sieben-Hügel-Steigs, der vom Odenwaldklub beschildert wurde.
Da gäbe es so viel mehr, was ich jetzt beschreiben könnte. Aber das steht schließlich auch im Reiseführer. Ich freue mich, wenn ich darin viele Anregungen geben kann und umgekehrt auch über Rückmeldungen von Leserinnen und Lesern. Diese am besten an den Verlag senden: info@michael-mueller.de, Stichwort: Odenwald. Ich wünsche viel Spaß bei Entdeckungstouren im Odenwald, an der Bergstraße, in Darmstadt und Heidelberg.