Wanderungen und Fahrradtouren

Immer am Meer entlang
Auf dem Jakobsweg nach San Sebastián und Bilbao

Gut 100 Kilometer Jakobsweg liegen zwischen den beiden baskischen Städten an der Atlantikküste, beide sind sie eine Reise wert – und alles, was dazwischen liegt, ebenfalls. Petra Sparrer, Autorin des brandneuen Reiseführers San Sebastián & Bilbao, hat auf ihren Recherchereisen nicht nur die Städte selbst, sondern auch weitere lohnende Ziele an der Biskaya erkundet. Viele lassen sich auf dem Camino del Norte, dem aussichtsreichen Küstenweg nach Santiago de Compostela, erwandern. Unterwegs begegnet man Schiffsbauern, erklimmt Hausberge zu Fuß oder mit der historischen Standseilbahn, kann baden, surfen oder leckere Pintxos probieren.

Autorin Petra Sparrer
Autorin Petra Sparrer

„Kaixo lernen hier alle“, lächelt der Baske Diego Susperregui, „ob Deutscher, Franzose oder Holländer.“ Das „Hallo“ auf Baskisch bekommen Besucher bei jeder Gelegenheit zu hören. Diego, der gut Deutsch spricht, wohnt im französischen Hendaye. Seit Jahren pendelt er fast täglich in seine baskische Heimat, um Führungen und Wanderungen für Touristen anzubieten. Von der Café-Terrasse des staatlichen Paradors Castillo de Carlos V am höchsten Punkt von Hondarribia lässt er den Blick über das Delta des Río Bidasoa hinüber zur französischen Atlantikküste schweifen. Jakobspilger absolvieren die knapp 24 km bis San Sebastián vom nahen Ausflugsziel Hondarribia aus zu Fuß. Der Schwabe Peter hat es an diesem Morgen erst bis auf Hondarribias Hausberg Jaizquíbel (547 m) geschafft. „Begegnet bin ich Schafen, Kühen und Pottokponys“, erzählt er.

Ein grünes Boot ist vorne links im Bild und zeigt in Richtung Wasser. Rechts und links sind bewaldete Hügel.
Die Fähre über den Meeresarm in Pasaia – Foto: Petra Sparrer

Ein Zwischenstopp wird in Pasaia eingelegt. Mit einem Boot gelangen Fußgänger und Radler über den Meeresarm hinüber zur Factoría Albaola. Xabier Agote, Zimmermann und Schiffsbauer, zeigt in der früheren Werft, dass Basken nicht nur Holz hacken können. Mit Freiwilligen und Schiffszimmerern in Ausbildung baut er historische Schiffe wie das Walfängerboot San Juan nach. Es sank 1565 bei einem Sturm vor Red Bay, einem Fischerdorf in Labrador, Kanadas östlichster Provinz, das im 16. Jh. eine baskische Walfangstation war. „Die Nao San Juan wurde in Pasaia gebaut,“ erklärt Xabier Agote. „Sie brauchte neun Monate, um nach Neufundland zu segeln. Für 6000 km.“

Rechts im Bild führt ein Trampelpfad um eine Kurve. Links geht es eine Böschung hinunter Richtung Wasser.
Auf dem Jakobsweg oberhalb von Pasaias Leuchtturm – Foto: Petra Sparrer

Bis ins elegante Seebad San Sebastián sind es über den Jakobsweg von der Werft aus etwa 2,5 km (ca. 2:30 Std.) mit tollem Meer- und Stadtblick.

Ausblick auf eine Küstenstadt mit langem Strand und vorgelagerter Insel.
Ein Ausblick, der sich lohnt, am anderen Ende von San Sebastián vom Monte Igueldo – Foto: Petra Sparrer

Durch die grüne Oase aus Steilküste, Wald und Wiesen des Monte Ulia steigt man von Osten nach San Sebastián hinab, um sich als Erstes am Surferstrand des Trendviertels Gros die Füße zu kühlen.

Auf einer Bank sitzen eine Frau und ein Mädchen, die Richtung Strand und Meer blicken.
Verdiente Abkühlung: am Strand von Gros – Foto: Petra Sparrer

Vorbei am Kursaal von Rafael Moneo, im September Schauplatz der Filmfestspiele, geht es in die Altstadt. Schon mittags ist Pintxos-Zeit: Hier drängt sich Bar an Bar. Von der Altstadt weist die Banderilla, das schmiedeeiserne weiße Geländer, den Weg entlang der Playa de La Concha.

Durch ein weißes, verschnörkeltes Geländer erkennt man Strand und Meer dahinter.
Wahrzeichen und Teil des Jakobswegs: das elegante weiße Geländer an der Playa de Concha von San Sebastián – Foto: Petra Sparrer

Neben der Belle-Époque-Architektur des Thalassotherapiezentrums La Perla steht noch das königliche Badehaus aus den Anfängen des europäischen Badetourismus. Die Wellnesstradition begann 1845, als Ärzte der spanischen Königin Isabella II. zu Meeresbädern als Kur gegen Herpes rieten. Die Weichen für den internationalen Badetourismus waren gestellt. Auf den Monte Igueldo am Ende der Concha-Bucht fährt noch heute eine Standseilbahn von 1912.

Felsen ragen aus dem Meer, an ihnen wurden Skulpturen angebracht.
Der „Windkamm“ von Eduardo Chillida, Kunst am Fuß des Monte Igueldo in San Sebastián – Foto: Petra Sparrer

Auf dem Jakobsweg geht es mit herrlichem Panorama weiter an der Küste entlang. Als Wegweiser dienen einfache gelbe Pfeile, und immer wieder ist auch das Symbol der Jakobsmuschel zu sehen.

DER Wegweiser – Foto: Petra Sparrer
DER Wegweiser – Foto: Petra Sparrer

Rund 123 km und fünf Etappen Jakobsweg liegen zwischen San Sebastián und Bilbao. Als landschaftliches Highlight gilt die Strecke von Zumaia bis Deba durch den Geopark der Flyschküste. Was in Bilbao am meisten besucht wird? „Die Kathedrale zwischen den Bars der Siete Calles in der Altstadt und das Guggenheim-Museum“, das liegt für Guide Diego ganz klar auf der Hand.

Stadtblick von einer Brücke auf ein Museum. Unter der Brücke fließt Wasser. Im Hintergrund sind Hügel zu sehen.
Bilbao: die Puente de la Salve, das Guggenheim und die Torre Iberdrola – Foto: Petra Sparrer
Blick auf einen Kreuzgang, der einen Brunnen hat und mit Zitronen bepflanzt ist.
Ruhepol unter Zitronen für Jakobspilger und Besucher: der Kreuzgang der Kathedrale von Bilbao – Foto: Petra Sparrer

19,6 km führen am Nervión entlang bis nach Portugalete, eine Alternative ist die Metro. Aber auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel. Die Überquerung der Biskaya-Brücke von Getxo nach Portugalete – entweder über die gigantische Aussichtsplattform oder mit der Schwebefähre, UNESCO-Weltkulturerbe und Teil des Jakobswegs – mit Weitblick über die Nervión-Mündung in den Atlantik ist ein Erlebnis für sich.

Eine rote Brücke aus Metall überspannt einen Fluss und verbindet zwei Stadtteile.
Die Biskaya-Brücke zwischen Getxo und Portugalete: UNSECO-Weltkulturerbe am Jakobsweg – Foto: Petra Sparrer

Camino del Norte: der Küstenweg durch das Baskenland

Etappe Hondarribia bis San Sebastián: 23,8 km

Etappe bis Zarautz: 22,8 km

Etappe bis Deba: 21,3 km

Etappe bis Markina-Xemein: 24,2 km

Etappe bis Gernika-Lumo: 24,8 km

Etappe bis Bilbao: 29,7

Etappe bis Portugalete: 19,6 km

Etappe bis Cobarón: 16, 8 km

Zwei Personen laufen einen Weg am Meer entlang.
Immer am Meer entlang – an der Flyschküste von Zumaia – Foto: Petra Sparrer

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