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La Palma – nach dem Vulkanausbruch
»Ich hatte großes Glück!«

Autorin Irene Börjes lebt seit Jahrzehnten auf der Kanareninsel La Palma. Den Vulkanausbruch und seine Folgen hat sie vom ersten unterirdischen Grollen am 19. Sept. 2021 an miterlebt. Ihr Haus steht unterhalb des ersten Ausbruchsorts. Zwei Stunden, bevor die Lava kam, musste sie es verlassen. Im 2023 in neuer Auflage erschienenen Reiseführer »La Palma« beschreibt sie ausführlich die aufwühlenden ersten zehn Tage. Sie hatte Glück: Nicht Lava, sondern Asche bedeckte ihr Grundstück. Als sie im Januar 2022 das erste Mal wieder dort war, war sie glücklich – endlich hatte sie diese herrliche Aussicht auf das Meer und die Berge wieder.

Alle Inseln im Atlantik sind vulkanischen Ursprungs. La Palma ist die jüngste der Kanaren. Vulkane und Ausbrüche waren schon immer deutlich sichtbarer Teil ihrer Natur und sind es auch diesmal.
Von ihrer Schönheit hat La Isla Bonita, wie La Palma auf den Kanaren genannt wird, auch durch den dreimonatigen Vulkanausbruch wenig eingebüßt. Nach wie vor faszinieren ihre vielfältigen Landschaften. Neben Vulkanen wuchern Nebelurwälder, alpine Bergzinnen ragen bis über 2400 m in die Himmel. Die unterschiedlichen Höhen schaffen ganz verschiedene Klimazonen und damit eine einmalige Vegetation, in der tropische nicht weit von europäischen Früchten wachsen. Nicht zuletzt bezaubert die Insel mit ihren traditionellen Dörfern und charmanten Städtchen.

Es begann am 19. September gegen 15 Uhr
Es begann am 19. September gegen 15 Uhr (Foto: Steffi Filohn)

Der letzte Ausbruch dauerte drei Monate, dennoch betraf er direkt nur einen geringen Teil (es wird von 2 % gesprochen) der Insel. Ein sich verzweigender Lavafluss von etwa 3 km Breite zieht sich seither im Südwesten vom Hang der Cumbre Vieja bis ins Meer, wo neues Land entsteht. Obwohl er durch bewohntes Gebiet floss und das Dorfzentrum von Todoque auslöschte, gab es beim Ausbruch keine Todesopfer. Die meisten der 8000 Evakuierten sind mittlerweile in ihre Häuser zurückgekehrt. Nur der Badeort Puerto Naos bleibt vorläufig gesperrt. Die Lava hat es zwar nicht bis dorthin geschafft, aber noch immer dringt hier Gas aus Spalten im Gestein. Zum Glück bieten sich die Strände von Puerto de Tazacorte oder Charcoverde als Alternativen an. Unterbrochene Straßen werden wiederhergestellt. Einige wenige Wanderwege sind vorläufig noch nicht passierbar, andere haben durch den neuen Vulkan an Attraktivität gewonnen.
Die spanische Tourismusministerin prophezeite während des Ausbruchs neue Besuchergruppen für La Palma. Die allgemeine Empörung über diese Äußerung inmitten der akuten Krise, ist inzwischen der Realität gewichen. Urlauber sind im hohen Maß an den Geschehnissen interessiert. Das Besucherzentrum Cana de Fuego (siehe unten) erlebt einen wahren Boom.

Es begann am 19. September gegen 15 Uhr
Der Ausbruch dauerte drei Monate (Foto: Steffi Filohn)

Vulkanismus hautnah

Den besten Blick auf Krater und Lavafluss hat man vom Platz an der Kirche oberhalb des Straßenkreisels von Tajuya an der LP2/3. Eine Haltestelle der Linie 300 liegt gleich in der Nähe.

Das Besucherzentrum Cano de Fuego („Feuerröhre“) in Las Manchas liegt inmitten von Lava und Aschen. Die Lava stammt aus dem Vulkan San Juan, der 1949 ausbrach, die Aschen – das Werk des neuen Vulkans – bedecken die gesamte Umgebung.

Das Besucherzentrum in Fuencaliente liegt direkt am Vulkan San Antonio, Ausbruch 1677. Seinen Kraterrand kann man mühelos begehen. Ein Weg führt von hier zum Vulkan Teneguìa, Ausbruch 1971.

Der neue Vulkan und sein Lavafluss sind für Fußgänger noch gesperrt. Vulkan und Lava sind nach wie vor stellenweise heiß und sondern noch immer Dampf und gelegentlich Gase ab. Es wird engmaschig kontrolliert.

Eine Sondergenehmigung haben die beiden folgenden Veranstalter jeweils für eine 3-stündige Wanderung. Die geführten, sehr informativen Touren kosten mit Taxitransfer 35 €.

Graja-Tour, https://wandern-auf-la-palma.de, Tel. 0034 681 637 522.
La Palma Outdoor, https://lapalmaoutdoor.com, Tel. 0034 617 507 479.

Wanderung 14 aus meinem Buch „La Palma“ führt an der Cumbre Nueva oberhalb des Kraters entlang. Nach 45 Gehminuten eröffnet sich ein fantastischer Blick auf ihn und die umgebende Landschaft.

Blick von Wanderung 14 auf den neuen Vulkan
Blick von Wanderung 14 auf den neuen Vulkan (Foto: Irene Börjes)

Der neue Abschnitt der LP 213 zwischen La Laguna und Las Norias führt auf 3 km über den Lavafluss. Er vermittelt einen nachhaltigen Eindruck von den Verheerungen des Ausbruchs. Im Sommer 2023 war er nur für motorisierte Fahrzeuge zugelassen, die wegen möglicher Gefahren (Hitze, Gase) nicht verlassen werden durften.

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