Ich lebe nun schon gut vier Jahre in Porto, der »Hauptstadt« im Norden Portugals, und noch immer ploppt die Frage nach dem Warum bei Besuchen aus dem Freundes- und Kollegenkreis auf.
Diejenigen, die vermuten, dass der Blick aus dem Fenster im winterlich trüben Deutschland der Grund gewesen sei, liegen jedenfalls falsch, denn auch in Porto kann diese Jahreszeit einem viele regenreiche Wochen bescheren. Ginge es mir um schönes Wetter, wäre der Süden mein Ziel geworden. Dort, im Hinterland der Algarve, hatte ich Anfang der 80er-Jahre zusammen mit meinem Bruder eine ordentliche Quinta erworben. Den Hof gibt es noch, er wird von zwei seiner Töchter weitergeführt, und hier bin ich jederzeit willkommen. Aber an der ländlichen Algarve ist mir alles zu sehr vertraut, nirgends eine Herausforderung.
Die Herausforderung für mich ist die Arbeit an einer mmtravel App in Englisch. In Porto habe ich mir zunächst ein kleines Netzwerk an Übersetzern und Technikern aufgebaut, die an der bald freigeschalteten Webseite portugal.travellers.guide arbeiten. Diese Seite wird sehr umfangreiche Texte aus meinem 800 Seiten starken Portugal-Reiseführer beinhalten, und zwar nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch und Portugiesisch. Das wird ihr hoffentlich zu einem guten Ranking in den Suchmaschinen verhelfen.
Meine zweite Aufgabe sind meine Reiseführer zur Region, die so fundiert wie nur möglich sein sollen. Und dann die dritte Herausforderung: Ich musste mir ein neues soziales Umfeld schaffen. Alte Freunde hatte ich in Porto keine.
Inzwischen passt das mit einer eigenen Clique, die meisten sind Ausländer wie ich, aus Spanien, Frankreich, Argentinien, Irland, Schottland und Deutschland, aber einige Einheimische zählen auch dazu. Auch mein Sohn war im letzten Jahr für 6 Monate mein Wohngenosse, er durfte als Physikstudent ein 6-monatiges Praktikum in der Außenstelle der Rocket Factory Augsburg in Matosinhos absolvieren.
Doch auch in Porto drücke ich mich nicht darum, die vielen Fragen von Freunden aus der Heimat zu beantworten:
Es gibt die großen Platzhirsche, die meist englische Wurzeln haben. Ich denke da vor allem an den Taylor’s Chip Dry Port, der mir schon vor Jahrzehnten empfohlen wurde und den ich noch immer für einen extrem köstlichen Tropfen halte. Seit ein paar Jahren gibt es aber auch neue, unabhängige Portweinhersteller, die den alten geschmacklich die Stirn bieten. Meist sind sie so klein, dass sie sich keinen repräsentativen eigenen Shop in der Stadt leisten können. Zum Glück kooperieren sie alle, und Ihr könnt sie bei Lado Wines in der Rua da Fonte Taurin 8 verkosten und kaufen.
Die bildhübsche Jugendstil-Buchhandlung, die die Englischlehrerin Joanne K. Rowling zu »Harry Potter« inspiriert haben soll, ist ästhetisch noch immer eine Wucht. Worauf ihr euch aber einstellen solltet: Der Eintrittspreis ist mit 9 € unverschämt hoch, und die langen Warteschlangen fordern sehr viel Geduld.
Das ist das Tolle an Porto: nur ein Spaziergang den Fluss entlang und man ist bei den Stränden. Zum Beispiel im nur 5 km entfernten Foz, einem kleinen Ort an der Douro-Mündung. Hier findest du hübsche Felsbuchten, zum Teil sogar mit Grün dahinter. Und nicht nur da: Generell sind die Strände nach Norden oder auch nach Süden endlos lang, immer ohne Hotelkomplexe oder gänzlich ohne Bebauung.
Diese Frage wird mir bei Heimaturlauben in Deutschland häufig gestellt. Ein Vorurteil, das ich schnell ausräumen kann: Der gesamte portugiesische Küstenstreifen im Westen hat den Atlantik als Klimaanlage. So richtig heiß wird es erst, wenn man so 20–30 km in Richtung Spanien fährt.
Die Frage der für den Newsletter zuständigen Kollegin möchte ich nicht beantworten. Zumindest hier nicht. Aber vielleicht werde ich meine ganz geheimen Geheimtipps in meiner mmtravel App zu Porto verraten. Diese gibt es bereits in den App Stores von Apple oder Android oder auch als kostenlose Dreingabe zum Porto- und zum Nordportugal-Reiseführer.
Hier geht’s direkt zur mmtravel App: