Nachhaltig unterwegs

Teil 7: Katalonien
La Vinyeta – ökologisch und lecker

Ein rein ökologisch arbeitendes Weingut findet man nicht alle Tage. Der Grundstein dafür wurde bereits vor 20 Jahren von dem Besitzerduo gelegt, und inzwischen ist deren Traum Wirklichkeit geworden. Nicole Biarnés, die kürzlich unseren Katalonien-Reiseführer überarbeitet hat, stattet in dieser Reportage dem Weingut La Vinyeta einen Besuch ab. Ganz nebenbei probiert sie sich durch das Sortiment … Und fühlt sich zwischen Weinreben, Olivenbäumen, Schafen und Hühnern mehr als wohl.

Portrait Nicole Biarnes
Reisebloggerin und Buchautorin Nicole Biarnés

Dort, wo die Pyrenäen das Mittelmeer erreichen, liegt die Serra de l’Albera. Nur wenige Kilometer von der Costa Brava entfernt, erstrecken sich Weinstöcke, so weit das Auge reicht. Im Gegensatz zu der betriebsamen Küste geht es hier ruhig und beschaulich zu. Fernab der viel befahrenen Straßen liegt das Weingut La Vinyeta, ein kleiner, nachhaltig arbeitender Familienbetrieb, in dem neben roten und weißen Weinen noch andere Produkte hergestellt werden, die ich heute probieren will.

Das Weingut La Vinyeta liegt idyllisch
Das Weingut La Vinyeta liegt idyllisch. (Foto: Nicole Biarnés)

Seit Josep und Marta vor rund 20 Jahren begannen, ihren Traum einer rein ökologisch arbeitenden Bodega in die Realität umzusetzen, alte Weinstöcke wiederbelebten und neue Reben pflanzten, hat sich viel getan. Es ist den beiden ein Herzensanliegen, leckere Weine aus gesunden Trauben herzustellen und dabei die Umwelt so intakt wie nur möglich zu halten, denn schließlich wollen sie kommenden Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen. Weil sie den Kreislauf der ökologischen Bewirtschaftung immer weiter ausbauen, sind inzwischen Bienen, Hühner, Schafe und sogar Fledermäuse auf dem Weingut zu Hause. Und außer Wein gibt es in dem kleinen Laden auch frische Eier, Olivenöl, Honig, Käse und Wurst zu kaufen.

Mittlerweile gibt es ein großes Sortiment.
Mittlerweile gibt es ein großes Sortiment. (Foto: Nicole Biarnés)

Ein tolles Spektakel, besonders für Familien mit Kindern, ist die Weinlese, bei der man jedes Jahr im Herbst die Trauben selbst pflücken und zu Most verarbeiten kann.

Eine Fußmassage der anderen Art.
Eine Fußmassage der anderen Art. (Foto: Nicole Biarnés)

Während gerade zwei Familien lachend, mit Eimern und Scheren ausgestattet, in die Weinstöcke marschieren, mache ich heute einen Spaziergang über das Weingut, um mir einen Platz für ein Picknick auszusuchen. Bevor ich mein fertig gepacktes Körbchen abhole, komme ich durch einen alten Olivenhain. Aus den Früchten dieser Bäume wird das hauseigene Olivenöl hergestellt. Mich beeindrucken besonders die knorrigen Stämme der alten Bäume, die so wenig zum Leben brauchen und einen ganz eigenen, fast schon trotzigen Charakter haben. Ein besonders faszinierendes Exemplar ist ein wunderschöner, über 500 Jahre alter Baum, der immer noch Früchte trägt.

Ein 500 Jahre alter Olivenbaum, der immer noch Früchte trägt.
Ein 500 Jahre alter Olivenbaum, der immer noch Früchte trägt. (Foto: Nicole Biarnés)

In der Nähe der fröhlich gackernden Hühner duftet es unerwartet fruchtig. Zu kleinen Hügeln aufgeschütteter Trester verströmt diesen leicht alkoholischen Geruch, während er an der Luft trocknet, um später wiederverwertet zu werden. Für das Federvieh ist das Abfallprodukt der Weinherstellung eine echte Leckerei, denn als ich ihnen eine Handvoll davon auf den Boden werfe, kommen sie eilig angelaufen und picken gierig alles auf.

Trester schmeckt Hühnern besonders gut.
Trester schmeckt Hühnern besonders gut. (Foto: Nicole Biarnés)

Dort, wo normalerweise die Schafe des Weinguts zu Hause sind, treffe ich nur zwei Mutterschafe mit ihren Kleinen an. Die Herde ist noch mit Schäfer Victor auf den Sommerweiden am Cap de Creus. Erst im Winter helfen die Tiere wieder, die Weinstöcke von wild wachsendem Grün zu befreien und die Reben mit natürlichem Dünger zu versorgen. Doch Marta und Josep halten die Schafe nicht nur, um die Weinstöcke unkrautfrei zu halten. Seit ein paar Jahren wird auf La Vinyeta auch Käse hergestellt.

Der Rest der Herde ist noch auf den Sommerweiden.
Der Rest der Herde ist noch auf den Sommerweiden. (Foto: Nicole Biarnés)

Zuständig für die Herstellung von mittlerweile sieben verschiedenen Sorten ist Mariona. Strahlend führt sie mich durch ihr kleines Reich und zeigt mir die Käse mit lustigen Namen wie el Borratxo, „der Betrunkene“, der eine Weile in Rotwein ruht, bis seine Kruste eine bordeauxrote Farbe annimmt, oder el Cornut, „der Gehörnte“, der aus Ziegenmilch hergestellt wird. Denn für die Käse verarbeitet Mariona neben Schafsmilch auch Ziegen- und Kuhmilch von Höfen aus der Umgebung.

Mittlerweile gibt es dort sieben verschiedene Käsesorten
Es gibt sieben Käsesorten mit witzigen Namen. (Foto: Nicole Biarnés)

Überall auf dem Gelände stehen Tische und Stühle bereit, um mit Blick auf die Weinberge die Leckereien zu verkosten, die hier produziert werden. Als ich ein schattiges Plätzchen gefunden habe, hole ich endlich mein vorbereitetes Picknickkörbchen ab. Nun raschelt eine angenehme Brise in den Blättern über mir, während ich den Sommer mit einem Gläschen Weißwein ausklingen lasse ...

Mit Ausblick schmeckt es besonders gut.
Mit Ausblick schmeckt es besonders gut. (Foto: Nicole Biarnés)

Reisepraktische Infos:
Infos zum nachhaltigen Weinanbau und anderen ökologischen Projekten von La Vinyeta gibt es vor Ort. Neben den Picknicks, der Weinlese, einer Ostereiersuche, Yogakursen und den sommerlichen Konzerten werden das ganze Jahr über spannende Aktivitäten angeboten; mehr auf www.lavinyeta.es oder Instagram: @cellerlavinyeta.

Zur Autorin:
Nicole Biarnés lebt seit 2000 in der Nähe von Barcelona, seit 2013 arbeitet sie als Reisebloggerin und Reisebuchautorin. Sie schreibt für verschiedene Websites, Reiseblogs und Verlage über die einzelnen Regionen und weniger bekannten Ecken der Iberischen Halbinsel. Darüber hinaus recherchiert und plant sie für Fernsehproduktionen und Reiseanbieter vor Ort.
Für den Michael Müller Verlag hat sie folgende Bücher aktualisiert: Barcelona MM-City, Costa Brava und Katalonien. Mehr zu Nicole Biarnés gibt es auf ihrem Blog Freibeuterreisen.

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