Abenteuer erleben

Teil 25: Bloß nicht umrühren!
Ein Paella-Intensivkurs mit leckerem Ergebnis

Autor Frank Feldmeier
Autor Frank Feldmeier

+++Steckbrief+++

WO? The Paella Club, Carrer del Dr. Dou, 5 +++ L3 Liceu +++ thepaellaclub.com/paella-experiences-in-barcelona +++
WANN? Mo–Sa um 13 Uhr nach Voranmeldung +++ Wichtig! Rechtzeitig online anmelden, der Kurs heißt »Amuse Bouche Experience« +++
WIE LANGE? 2–3 Stunden +++
WIE VIEL? 75 Euro inklusive Sekt, zwei Gläsern Wein, Paella, Nachtisch und Rezepten +++

Illustration einer Frau mit Teller und Gabel in der Hand
Illustration: Mirja Schellbach

»Denkt an euren Partner oder jemand anderen, auf den ihr wütend seid«,

rät Lucía, als wir mit dem Holzlöffel die Garnelenköpfe zerquetschen. Der austretende Saft brutzelt im Olivenöl. Das Brataroma macht bereits Appetit, obwohl wir mit der Zubereitung der Paella gerade erst angefangen haben. Genau eine Minute sollen die Garnelen von jeder Seite anbraten, dann werden sie wieder aus der Pfanne genommen. Zwiebel, Knoblauch, Paprika, Tomatenpüree, Weißwein – präzise gibt Lucía uns acht Kursteilnehmern auf Englisch Anweisungen, wann welche Zutat auf welche Weise hinzuzufügen ist. Zwischendurch erklärt sie auch den Namen der Paella: Das Reisgericht heißt wie die typische Pfanne mit ihren zwei Henkeln. Aber vielleicht kommt der Name auch von para ella, auf Deutsch »für sie«: In Spanien sind es oft die Männer, die für die Frauen Paella kochen.

Vier Garnelen braten in einer Pfanne, daneben liegt ein Schneidebrett mit Messer und weitere Zutaten sind vorportioniert
Die Garnelen brutzeln (nur kurz!) vor sich hin – Foto: Frank Feldmeier

Das Gericht ist zwar keine Spezialität nur von Barcelona.

Aber gerade im katalanischsprachigen Raum – Balearen, Valencia und Katalonien – sind die vielen Variationen der Paella fester Bestandteil der regionalen Küche. Zu den eisernen Regeln gehört, dass man sie mittags isst, niemals abends, damit sie nicht schwer im Magen liegt. Und die Paella muss frisch zubereitet werden, auch wenn das sofrito vorbereitet werden darf. Sofrito, so heißt die eingekochte, marmeladenartige Soße, die jetzt in der Pfanne von Teamkollegin Anja und mir blubbert. Den gemahlenen Safran schütten wir nicht einfach dazu, sondern braten ihn in der frei geschobenen Pfannenmitte zunächst in Öl an. Dazu zeigt Lucía Fotos von ihrer Oma im Dorf, wie sie mit Nachbarinnen die Stempelfäden aus den Krokusblüten zupft – rund 150.000 davon sind nötig für ein Kilo Safrangewürz. Auch beim Reis drohen Kardinalfehler, erlaubt ist nur arroz bomba. »Wenn ihr den nicht bei euch zu Hause bekommt, dann nehmt Basmatireis, bei allen anderen Sorten hat man am Ende Matsch.« Und sogar den Holzlöffel, mit dem wir kreisförmige Bewegungen ausführen, kann man falsch halten!

Illustration einer Paella mit Muscheln
Illustration: Mirja Schellbach

Das Wichtigste fehlt aber noch, der socarrat:

Die unterste Schicht Reis muss für die typischen Röstaromen der Paella leicht anbrennen. »Wir machen hier ja kein Risotto«, stellt Lucía klar. Also weg mit dem Holzlöffel, stattdessen wird die Pfanne an beiden Henkeln leicht geschüttelt. Dabei verstärkt die Begleitmusik die kulinarische Dramaturgie zusätzlich, denn gerade jetzt ertönt der Song Shaky Shaky. Dann fassen wir die Paella nicht mehr an und warten – so lange, bis es etwas angekokelt riecht. Herd ausschalten, Meeresfrüchte auf den Reis legen. Mission erfolgreich, den Rest erledigt der Backofen. Am Ende sitzen wir gemeinsam am Tisch, können unser Experiment zu einem Glas Wein probieren und die Ergebnisse aller Teilnehmer vergleichen – die vier Kochpaare hatten unterschiedliche Rezepte zu meistern. Besonders gut schmeckt Anja und mir natürlich unsere eigene Paella, aber auch die Variante mit Pilzen und Trüffeln ist zum Reinlegen gut. Es wird nichts übrig bleiben.

Ein gedeckter Tisch aus der Vogelperspektive, mittig sind zwei Pfannen platziert, eine ausgekratzte und eine noch halb gefüllt mit Paella
¡Que aproveche! – Foto: Frank Feldmeier

Wenn man schon mal hier ist:

Praktisch um die Ecke befinden sich das Zentrum für zeitgenössische Kultur (Carrer Montalegre, 5, cccb.org) sowie das Museum für zeitgenössische Kunst (Plaça dels Àngels, macba.cat/en/) Beide sind auch architektonisch interessant: Die Gebäude wirken wie moderne Leuchttürme zwischen manch düsteren Gassen des Viertels El Raval.

Futuristisches Gebäude mit Glasfront, davor ein Platz mit Palmen und rechts daneben Graffiti an der Wand
Einen Abstecher wert: Das Museum für zeitgenössische Kunst – Foto: Frank Feldmeier

Dies ist eines von 33 Erlebnissen in Barcelona, die außergewöhnlich sind und abseits der Routen stattfinden, aufgeschrieben von Reisebuchautor Frank Feldmeier. Der Artikel ist erschienen in Barcelona – Abenteuer (1. Auflage 2024) innerhalb der Reihe MM-Abenteuer.

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