Die Cevennen sind ein faszinierender Landstrich, der vor allem mit seiner wilden Natur punktet: ein eindrucksvolles Mosaik aus zerklüfteten Schluchten, dichten Wäldern und weiten Hochebenen. Zwischen den Höhenzügen gibt es kaum größere Orte und nur wenige Dörfer, dafür viel Einsamkeit. Abseits der ausgetretenen Pfade kann man in den Cevennen ein authentisches und inspirierendes Stück Frankreich entdecken.
Die Cevennen, deren höchster Gipfel der 1699 Meter hohe Mont Lozère ist, sind keine Gebirgskette im eigentlichen Sinn. Vielmehr markieren sie den südöstlichsten Ausläufer des Zentralmassivs. Neben mächtigen Granitkuppen und zerklüfteten Schiefergebirgen umfassen die Cevennen auch die steinigen, ausgedörrten Hochplateaus „Causses“, in die sich die „Gorges“ genannten Schluchten tief eingegraben haben. Die Cevennen mit ihren Kalkhochebenen wurden 2011 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, um ihren einzigartigen Charakter als Kulturlandschaft zu würdigen und zu bewahren.
Der größte Teil der Cevennen liegt im Departement Lozère, das mit rund 76.000 Einwohnern das am dünnsten besiedelte Departement Frankreichs ist. Statistisch gesehen, leben hier nur 15 Menschen auf einem Quadratkilometer! Kein Wunder, dass sich in dieser abgeschiedenen Region früher schon Wölfe heimisch fühlten. Berüchtigt war die sogenannte Bestie des Gévaudan, die von 1764 bis 1767 ihr Unwesen trieb und insgesamt sechs Männer, 25 Frauen und 68 Kinder auf grausame Weise getötet haben soll. Wölfe gibt es immer noch in den Cevennen, allerdings nur noch in einem Wolfspark.
Wiederholt dienten die abgelegenen, schwer zugänglichen Täler als Rückzugsgebiet für Verfolgte: im 16. Jahrhundert für die Protestanten, im Zweiten Weltkrieg für Juden, deutsche Nazigegner und französische Widerstandskämpfer; Ende der 1960er-Jahre entdeckten dann die Hippies und andere Aussteiger die Vorzüge der menschenarmen Cevennenlandschaft. Verlassene Häuser und Dörfer gab es genug, denn deren Bewohner hatten seit Ende des 19. Jahrhunderts ihr Heil in den prosperierenden Küstenstädten gesucht. Aufgrund der schlechten Zukunftsperspektiven hatte innerhalb weniger Jahrzehnte die Hälfte der Bevölkerung ihrer Heimat den Rücken gekehrt.
Während sich in den Sommermonaten die Urlauber an der französischen Mittelmeerküste tummeln, findet man in den Cevennen noch viel Einsamkeit. Auf manchen Wandertouren begegnet man über Stunden hinweg keinem Menschen. Berühmt wurden die Cevennen durch Robert Louis Stevenson, den Autor von „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, der 1878 zusammen mit einem Esel die Bergregion erkundete und über seine Erlebnisse ein Buch mit dem Titel „Reise mit einem Esel durch die Cevennen“ geschrieben hat. Wer will, kann auf den Spuren des Schriftstellers wandern und sich einen Esel zur Gepäckbeförderung mieten. Lohnend sind auch Wandertouren durch die skurrilen Felsformationen im Chaos de Montpellier-le-Vieux oder entlang der Schluchten des Tarn und der Jonte, wo man vom Belvédère des Vautours über dem Tal kreisende Gänsegeier beobachten kann. Auf dem Causse Méjean kann man zu einem Areal wandern, in dem Przewalski-Pferde leben.
Aber auch in den Cevennen sind Baden und Wassersport möglich: Eine klassische Kanutour auf dem glasklaren Tarn, gesäumt von idyllischen Badestellen, ist ein Highlight. Aber das ist nur eine von vielen Möglichkeiten: Östlich von Florac befindet sich eine herrliche Naturbadestelle im Flüsschen Tarnon mit vergleichsweise warmem Wasser und einem großen Naturbecken, in dem man sich aufgrund der Größe auch sportlich ertüchtigen kann. Und bei Le Pont-de-Montvert plätschert der Tarn als kleiner Wasserfall über die von der Sonne aufgeheizten Felsen und bietet in mehreren Naturpools reichlich Gelegenheit zum Schwimmen und Plantschen, wobei man sich von den kühlen Wassertemperaturen nicht abschrecken lassen sollte.