Top Ten

Teil 37: Istanbul
Unterwegs auf zwei Kontinenten

Nach Terror, Putschversuch und Corona, nach über siebenjähriger Istanbulabstinenz, waren Autorin Gabriele Tröger und Autor Michael Bussmann wieder vor Ort, um ihren MM-City Istanbul zu überarbeiten und neu aufzustellen. Hier verraten sie ihre zehn Favoriten in der türkischen Metropole, darunter das Viertel, wo sie sich am liebsten aufhalten. Außerdem: Wo feiern die Party People? Wo gibt's den grandiosesten Ausblick? Welche Moschee lohnt sich noch neben der top-bekannten Blauen Moschee? Und wo lässt es sich am besten shoppen?

Das Autorenduo Michael Bussmann und Gabriele Tröger
Das Autorenduo Michael Bussmann und Gabriele Tröger

Gabriele Trögers und Michael Bussmanns Top Ten in Istanbul

1. Die Kirche aller Kirchen: Hagia Sophia

Die Kirche aller Kirchen: Hagia Sophia
Die Kirche aller Kirchen: Hagia Sophia – Foto: Michael Bussmann

Die Schlange davor ist in der Regel lang. An manchen Tagen steht man Stunden an. Kein Wunder. Schließlich ist die Hagia Sophia eine der bedeutendsten Sakralbauten dieses Erdballs. Schon unzählige Male haben wir sie besucht und sind doch immer wieder überwältigt. Was für eine Geschichte, was für ein Trumm aus Stein! Im Jahre 532 begann man mit dem Bau »Heiligen Weisheit«. Nach dem Fall Konstantinopels im Jahr 1453 wurde die Kirche zur Moschee. Atatürk wandelte die Moschee 1934 in ein Museum um. Und unter Erdoğan wurde die Hagia Sophia 2020 wieder zur Moschee. Das Hauptschiff ist mit 80 Metern Länge und 56 Metern Höhe einer der gewaltigsten Räume, die ohne moderne Technik je von Menschenhand geschaffen wurden. Gekrönt wird es von einer Kuppel, die scheinbar jeden Gesetzen der Statik spottet. Ein Hochkaräter!

Hagia Sophia, Adresse: Ayasofya Meydanı
Infos unter: Hagia Sophia

2. Die Seele Istanbuls: Bosporusfahrt mit dem Schiff

Schifffahrt über den Bosporus
Schifffahrt über den Bosporus – Foto: Michael Bussmann

Wie sagte Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk so schön: »Solange man noch an den Bosporus kann, ist das Leben doch gar nicht so schlecht.« Ein Istanbulbesuch ohne eine ausgiebige Schifffahrt über die Meerenge ist kein Istanbulbesuch. Möwengekreische, salzige Meerluft und grüne, villenbesetzte Hügel, die an einem vorüberziehen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Bosporus mit dem Schiff zu erkunden, mit den staatlichen Fährschiffen geht das genauso wie mit kleineren privaten Booten. Ausführliche Infos und Tipps für mögliche Zwischenstopps finden Sie bei uns im Buch. Los geht’s am Fährhafen von Eminönü.

3. Palaststadt mit legendärem Harem: Topkapı-Serail

Im Topkapı Palast
Im Topkapı-Palast – Foto: Michael Bussmann

Der Topkapı-Serail ist riesig, eine Stadt in der Stadt. Und in der Palaststadt der osmanischen Sultane befindet sich mit dem sagenumwobenen Harem gar eine Stadt in der Stadt in der Stadt. Oder anders gesagt: ein prunkvoller Frauenknast mit einer Größe von 6700 Quadratmeter – die letzte Frau verließ ihn 1909. Andere Trakte des Palasts beherbergen kostbare Sammlungen: Glas und Silberarbeiten, Gewänder, Waffen und Uhren, aber auch Reliquien wie die Barthaare des Propheten Mohammed. In den einstigen Palastgärten lockt zudem das Archäologische Museum, eines der besten seiner Art weltweit. Alleine dort könnte man einen Tag verbringen.

Topkapı-Serail, Sarayburnu (Serailspitze)
Infos unter: Topkapı-Palast

4. Istancool: Streetart gucken in Kadıköy

Streetart in Kadıköy
Streetart in Kadıköy – Foto: Michael Bussmann

Gepierct, tätowiert und aufmüpfig. Wer wissen will, wie das hippe junge Istanbul so tickt, sollte eine Fähre besteigen und rübermachen nach Kadıköy auf der asiatischen Seite. Kadıköy gehört zu den liberalsten und angesagtesten Stadtteilen Istanbuls. In schillernden Basargassen werden die besten Lebensmittel der Stadt verkauft, und in den vielen Bars feiert die Crowd, als gäbe es kein Morgen. Kadıköy schmücken zudem riesige Murals, selbst am Rathaus prangen sie. Regelmäßig schauen Streetart-Größen aus der ganzen Welt in Kadıköy vorbei, um sich dort auszutoben.

Eine Streetart-Tour durch Kadıköy gibt es bei uns auf dem Blog HIER DA DORT:
Street Art in Istanbul: Tour durch Kadıköy auf der asiatischen Seite

5. Shopping: Kaufrausch im Basarviertel

Basarviertel: Ägyptischer Basar
Basarviertel: Ägyptischer Basar – Foto: Michael Bussmann

Sie wollen die geballte Ladung Orient? Die können Sie haben. Das Basarviertel zwischen Beyazıt und Eminönü ist Istanbuls Epizentrum der Geschäftigkeit. Augen, Ohren und Nasen fahren dort Karussell. Durch den Großen Basar, die Mutter aller Malls und das älteste Kaufhaus der Welt (seit 1482), schieben sich pro Tag um die 300.000 Menschen. Ein Touristenmagnet ist auch der Ägyptische Basar, ein Rausch aus Farben und Gerüchen. Im Gewusel des Basarviertels verstecken sich auch Hane, osmanische Händlerherbergen, dazu gibt es ein paar bezaubernde Moscheen, allen voran die Süleymaniye-Moschee.

6. Moschee mit dem Über-Blick: Süleymaniye-Moschee

Blick auf die Süleymaniye-Moschee
Blick auf die Süleymaniye-Moschee – Foto: Michael Bussmann

Ganz klar: Die Istanbuler Moschee mit dem klangvollsten Namen ist die Blaue Moschee. Dort will man als erstes hin, die will man mal gesehen haben. Neben dem sechsminarettigen Promi unter den Istanbuler Moscheen gibt es aber auch andere eindrucksvolle Gebetsstätten mit deutlich geringerem Touristenaufkommen. Dazu gehört die Süleymaniye-Moschee, die würdevoll das Goldene Horn überblickt. Die Moschee aus dem 16. Jh. gehört zu den Meisterwerken des großen osmanischen Baumeisters Sinan. Der Gebetssaal unter der mächtigen Hauptkuppel besitzt eine Fläche von 3500 Quadratmetern. Und von der Terrasse davor genießt man eine großartige Aussicht auf das Goldene Horn!

Süleymaniye-Moschee, Adresse: Prof. Sıddık Sami Onar Cad., Süleymaniye

7. Herz der europäischen Seite: Taksim und Beyoğlu

Taksim İstiklal Caddesi
Taksim İstiklal Caddesi – Foto: Michael Bussmann

Seit den Gezi-Protesten im Jahr 2013 hat sich das wilde Ausgehviertel der Nullerjahre deutlich verändert. Es ist ruhiger geworden. Die Istanbuler Partypeople zieht es nun nach Kadıköy (siehe oben). Anderes aber ist gleich geblieben: Die nostalgische erdbeerrote Straßenbahn sucht sich noch immer bimmelnd ihren Weg durch die Massen auf der berühmten Fußgängerzone, der İstiklal Caddesi. Und die düsteren Gassenschluchten rechts und links davon stecken noch immer voller Überraschungen: Dort gibt es alte Kirchen, Traditionslokale, pompöse Passagen, und – nicht alles ist verschwunden – feuchtfröhliche Kneipen und schicke Bars, manche im Keller, andere auf Dachterrassen. Wir sind gerne hier. Beyoğlu ist unsere Heimat am Bosporus, unser home away from home.

8. Im Underground: Yerebatan-Zisterne

In der Unterwelt: Yerebatan-Zisterne
In der Unterwelt: Yerebatan-Zisterne – Foto: Michael Bussman

Im Stadtteil Sultanahmet kann man in die Unterwelt der Stadt absteigen, in eine Zisterne aus dem 6. Jahrhundert. Laufstege führen durch das heute noch knöchelhoch stehende Wasser und durch das geheimnisvolle Halbdunkel, das bis 1987 nur mit Booten zugänglich war. James Bond ruderte in »Liebesgrüße aus Moskau« noch hindurch. Hunderte von Säulen mit ionischen oder korinthischen Kapellen verfallener Tempel stützen die Zisterne – bezeichnenderweise nennen die Türken den byzantinischen Wasserspeicher auch »Versunkenen Palast«. Ein magischer Ort trotz hohen Besucheraufkommens.

Yerebatan-Zisterne, Adresse: Alemdar Cad., Sultanahmet
Infos unter: yerebatan.com

9. Mehr Blick geht nicht: Auf dem Küçük Çamlıca Kulesi

Überwältigende Aussicht vom Küçük Çamlıca Kulesi
Überwältigende Aussicht vom Küçük Çamlıca Kulesi – Foto: Michael Bussman

Eyecatcher auf der asiatischen Seite Istanbuls ist seit 2021 der Küçük Çamlıca Kulesi, der mit 369 Metern höchste Turm der Türkei. Er dient unter anderem als Fernsehturm. Die Aussichten von den Panoramaetagen im 33. und 34. Stock sind überwältigend. An keinem anderen Ort der Stadt kann man die Dimensionen der Megacity besser erfassen als von hier. Man blickt über den Bosporus hinweg auf Beyoğlu und die Skyline von Levent, auf das Goldene Horn, auf Sultanahmet, sieht die Prinzeninseln im glitzernden Meer und Trabantenstädte in der Ferne. Gen Süden kann man an klaren Wintertagen selbst den verschneiten Bergzug des Uludağ bei Bursa ausmachen.

Küçük Çamlıca Kulesi, Adresse: Küçük Çamlıca, problemlos mit der Metro M5 erreichbar
Infos unter: camlicakule.istanbul

10. Schönstes Ausflugsziel: Prinzeninseln

Ausflug zu den Prinzeninseln: nach Büyükada
Ausflug zu den Prinzeninseln: nach Büyükada – Foto: Michael Bussmann

Weiße Villen mit Schnitzveranden in blühenden Gärten. Kirchen und Klöster. Und alles ohne Verkehrslärm. Die Prinzeninseln im Marmarameer, auf denen man ausschließlich in Elektrofahrzeugen, zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, sind ein wunderschönes Ausflugsziel und von Istanbul ganz einfach zu erreichen – nur etwas über eine Stunde dauert die Fahrt mit dem Fährschiff. Von den acht Inseln sind nur vier ständig bewohnt, am größten und frequentiertesten ist Büyükada. Tagsüber herrscht dort ziemlicher Touristentrubel. Wer sich jedoch für eine Übernachtung entscheidet, erlebt wieder eine ganz andere Facette dieser Stadt, die vielschichtiger nicht sein könnte.

Weitere Infos zu Istanbul gibt es auf hierdadort.de, dem Reiseblog der Autor:innen.

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