Top Ten

Teil 45: Mailand
Moderne Metropole mit vielen Superlativen

Während sich Städte wie Venedig, Florenz oder Rom in altem Glanz sonnen, erlebt man in Mailand das »andere« Italien, ein pulsierendes Italien des 21. Jahrhunderts. Die Metropole mit den luxuriösesten Einkaufsstraßen der Welt ist ständig in Bewegung, wächst in die Höhe und in die Tiefe, man sieht es ihr von Weitem an: Sie hat eine eindrucksvolle Skyline, futuristisch und himmelhoch, erschaffen von den besten Architekten der Welt. Dazwischen sprießen zeitgenössisch gestaltete Grünflächen, und im Oktober 2024 wurde das letzte Teilstück der neuen »blauen« U-Bahn-Linie M4 eröffnet. Mailand besitzt aber auch ein Opernhaus von Weltrang, mittelalterliche Kanäle im beliebten Ausgehviertel Navigli, einen monumentalen Friedhof und hochkarätige Museen. Beate Giacovelli, die Autorin unseres Mailand-Reiseführers, lebt vor den Toren der lombardischen Hauptstadt und weiß, was man bei einem Besuch auf keinen Fall verpassen sollte.

Autorin Beate Giacovelli<br>
Autorin Beate Giacovelli

Beate Giacovellis Top Ten

1. Herz und Wahrzeichen der Stadt: der Mailänder Dom

Ein Mailandbesuch beginnt immer auf der Piazza del Duomo, auf der sich das helle Marmorgebirge des gotischen Duomo Santa Maria Nascente mit der vergoldeten Madonnenstatue – von Mailändern liebevoll Madonnina genannt – auf der Spitze erhebt. Kein Platz eignet sich besser, um sich auf die lombardische Hauptstadt einzustimmen: Er ist Treffpunkt der Milanesi beim Einkaufsbummel, erstes Ziel von Touristen aus aller Herren Länder, Bühne für Konzerte und Revier der Straßenhändler. Fünf Jahrhunderte brauchte es, um den Dom fertigzustellen: »Longh cume la fabbrica del Domm«, lange wie der Bau des Doms, sagen Mailänder im Dialekt, wenn eine Sache kein Ende nimmt.

Eine große Piazza mit Dom. Links ist eine Palme zu sehen, über den Platz laufen Menschen.
La Piazza del Duomo – Foto: Beate Giacovelli

2. Wohnzimmer der Milanesi: die Galleria Vittorio Emanuele II

Salotto, Wohnzimmer, nennen die Mailänder die über 150 Jahre alte Einkaufspassage gleich neben dem Dom, unter deren prunkvoller Glaskuppel sich Luxusboutiquen, alteingesessene Läden, Caffè-Bars, Restaurants sowie Heerscharen an Touristen versammeln. Von der historischen Bar Camparino, verziert mit Jugendstilmosaiken, blickt man bei einem Glas Campari entspannt auf das Geschehen in der Galleria Vittoria Emanuele II – ein wunderschöner Ort, hier schenkte Davide Campari 1867 zum ersten Mal seinen knallroten Aperitif aus.

Eine Galerie von innen mit Glasdach. In den Gängen sind Menschen unterwegs.
Einkaufspassage für Luxusgüter – Foto: Beate Giacovelli

3. Große Oper: Teatro alla Scala

Der legendäre Operntempel, in dem Werke von Verdi, Rossini, Bellini oder Donizetti erklangen und Stimmen erhabener Diven wie der Callas oder der Trebaldi ertönten, ist für Milanesi, »echte« Mailänder, eine Art Nationalheiligtum. Falls Sie keiner Aufführung beiwohnen können – um Karten muss man sich Wochen im Voraus bemühen –, besichtigen Sie unbedingt das liebevoll eingerichtete Museum Teatro alla Scala, zu dessen Besuch ein Blick in das innen prächtig ausgestattete Theater und auf die weltberühmte Bühne gehört.

Eine Gebäude an einer Straße, an der Autos Parken.
Ob Oper oder Museum: Beides ist sehenswert! – Foto: Beate Giacovelli

4. Leonardos Abendmahl: Il Cenacolo Vinciano

Im Refektorium des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie – seit 1980 UNESCO-Weltkulturerbe – verbirgt sich das vielleicht berühmteste Gemälde der Christenheit: Il Cenacolo, das letzte Abendmahl, von Leonardo da Vinci. Das Besondere an dem Gemälde: Wer es sehen will, muss nach Mailand kommen, weil da Vinci es einfach auf die gesamte Rückseite des Speisesaals gepinselt hat. Das vier mal neun Meter große Wandgemälde ist aus konservatorischen Gründen hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen und darf nur in kleinen Gruppen für fünfzehn Minuten besichtigt werden. Sichern Sie sich (Wochen im Voraus!) Ihr Zeitfenster.

5. Mode vom Feinsten – im Quadrilatero della Moda

In einem Karree aus vier Straßen, die berühmteste ist die Via Monte Napoleone, reihen sich Edelboutiquen und Flagship-Stores namhafter Modezaren dicht an dicht. Hier kann man entspannt flanieren und den ultimo grido, den letzten Schrei, der Modewelt in opulent dekorierten Schaufenstern bestaunen. Stimmen Sie sich in der Pasticceria Cova (Via Monte Napoleone 8) auf eine Shopping-Tour ein – ihr süßes Gebäck zählt zu den besten der Stadt und ist sogar in Niederlassungen in Dubai, Shanghai oder den Arabischen Emiraten zu haben. Luxus pur!

6. Trutzige Festung mitten in der Stadt: Castello Sforzesco

Die zinnengekrönte Burg, einst Sitz des Visconti-Clans und der Sforza-Fürsten, beherbergt zahlreiche sehenswerte Museen und liegt eingebettet im Parco Sempione, dem größten Park der Stadt, in dem sich viele Sehenswürdigkeiten wie etwa der filigrane über 100 Meter hohe Torre Branca (ein Lift schwebt hinauf), das Acquario Civico – eines der ältesten Aquarien der Welt, untergebracht in einem wunderschönen Jugendstil-Palazzo, oder die Triennale mit dem Triennale Design Museum, in dem die bedeutendste Sammlung italienischen Designs zu bestaunen ist, verstecken. Hier können Sie problemlos einen ganzen Tag verbringen.

Ein Gebäude mit Uhrentrum. Im Vordergrund ist ein großer Springbrunnen zu sehen.
»Torta degli Sposi«, Hochzeitstorte, nennen Mailänder den monumentalen Springbrunnen vor dem Castello Sforzesco – Foto: Beate Giacovelli

7. Spirituelles Herz der Stadt: Basilica di Sant’Ambrogio

Hier schlägt Mailands spirituelles Herz. In dem Gotteshaus, das auf das Jahr 379 zurückgeht und dem Stadtheiligen Ambrosius geweiht ist, zelebrieren die Milanesi Hochzeiten und Taufen. In der Kapelle San Vittorio in Ciel d’Oro können Sie unter anderem das einzig authentische Bild des Sant’Ambrosio bestaunen. Kurios ist die bronzene »Schlange von Moses« auf einer Granitsäule im Mittelschiff, der Legende nach von Moses geschmiedet. Laut Volksglauben droht der Weltuntergang, sobald das Tier von der Säule auf den Boden gleitet.

Ein mit Säulen gesäumter Gang aus roten Backsteinen. Oben rechts ist ein zugehöriger Turm vor blauem Himmel.
Hier werden Feste gefeiert – Foto: Beate Giacovelli

8. Mailands neue Skyline: Piazza Gae Aulenti

Neues, junges Zentrum Mailands ist die kreisrunde, autofreie Piazza Gae Aulenti, benannt nach der italienischen Architektin Gaetana »Gae« Aulenti (1927–2012). Der Platz verbindet das Trendviertel »Isola« mit dem noblen Corso Como und ist mit seinen Wasserspielen, einladenden Cafés und Läden bei den Mailändern sehr beliebt. Wellenförmig umschwungen wird die Piazza vom 231 Meter hohen Torre UniCredit, dem höchsten Wolkenkratzer Italiens. In seinen Glasfassaden spiegelt sich der preisgekrönte Bosco Vertikale (vertikaler Wald): zwei luxuriöse Wohntürme, auf deren Terrassen Hunderte Bäume, Sträucher und Pflanzen gedeihen, 2014 mit dem internationalen Hochhauspreis ausgezeichnet.

Ein Park, rechts im Bild ist ein gegrüntes Hochhaus. Im Hintergrund ist ein verglastes Hochhaus zu sehen.
Auf der Piazza Gae Aulenti muss man einmal entlangspazieren – Foto: Beate Giacovelli

9. Mittelalterliche Kanäle: die Navigli

Restaurants, urige Kneipen direkt am Wasser, Ateliers in versteckten Hinterhöfen sowie ein reges Nachtleben locken Mailänder an die Navigli, Mailands mittelalterliche Kanäle. Hier findet man noch die für Mailand typischen zwei- bis dreistöckigen ehemaligen Arbeiterhäuser, case di ringhiera, mit ihren schmalen, durchgehend an der Fassade verlaufenden Balkonen auf jedem Stockwerk, von denen man auf einen gemeinsamen Innenhof blickt. Ein Tipp: Den großen Mercatone dell’Antiquariato (Antiquitäten- und Flohmarkt), der jeden letzten Sonntag des Monats an den Kanalufern trubelt, sollten Sie sich nicht entgehen lassen.

Ein Fluss mit einer Fußgängerbrücke. Am gegenüberliegenden Ufer sind Menschen unterwegs.
Authentisches Mailand – Foto: Beate Giacovelli

10. Pompöse Grabstätte: der Cimitero Monumentale

Dass reiche Mailänder großen Wert auf pompöse Grabstätten legen, offenbart sich bei einem Gang über den – absolut sehenswerten – rund 25 Hektar großen Monumentalfriedhof. Mit gepflegten Alleen und teils bizarren Grabstätten wie Tempeln, einer Sphinx, Pyramiden, Ochsengespann oder lebensgroßen Engeln. Zu den prominentesten Gräbern gehören unter anderem die Ruhestätte der Famiglia Campari, die den bitteren Aperitivo weltberühmt machte und die sich das »Letzte Abendmahl« mit lebensgroßem Jesus und 12 Aposteln aus Bronze gießen ließ. Nirgendwo ist der Tod prunkvoller dargestellt als auf Italiens prachtvollstem Friedhof, der einem Freilichtmuseum gleicht.

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