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»Cuba wird nicht mehr Cuba sein.«
5 Fragen an Wolfgang Ziegler

Seit 2002 kennt Wolfgang Ziegler Cuba, seit 2002 ist er vom karibischen Inselstaat angefixt. Der Reisejournalist hat die geheimen Ecken Havannas und die verstecken Orte in Varadero gesehen. Er weiß um die Sicherheit des Landes als Reisender und um das Gesundheitssystem, das europäische Standards aufweist. Was ihn misstrauisch macht, ist die Hinwendung Cubas zum Kapitalismus. Um es mit Ziegler zu sagen: »So sehr die (wirtschaftliche) Öffnung dem Land und vor allem den Leuten zu wünschen ist, in nicht allzu ferner Zukunft wird Cuba nicht mehr Cuba sein.«


1. Lieber Herr Ziegler, Ihr »Cuba«-Reiseführer wird als Cuba-Bibel bezeichnet. Weshalb haben Sie neben Ihrem 800-Seiten-Band zwei cubanische Reiseziele speziell herausgegriffen?

Varadero und Havanna sind die absoluten Hotspots des Cuba-Tourismus. 90 Prozent aller Cuba-Touristen kommen sogar ausschließlich wegen der Strände von Varadero nach Cuba. Und viele davon machen wenigstens einen Ein- oder Zwei-Tages-Ausflug nach Havanna, das ja nur 120 Kilometer entfernt ist. Varadero und Havanna ein eigenes übersichtliches Buch zu widmen, ist deshalb nur eine logische Konsequenz.
Außerdem: Trotz der Tatsache, dass Varadero die unumstrittene Nummer eins der cubanischen Tourismus-Industrie ist, gab es bisher auf dem deutschsprachigen Buchmarkt bislang keinen Reiseführer, der das Wort »Varadero« im Titel trägt.


2. Sie kennen Cuba seit 2002: Was hat sich seither verändert? Wie schätzen Sie die Öffnung Cubas zum Kapitalismus ein?

Sozialistisch hochgezogen, (halb-)kapitalistisch restauriert – Havanna im Wandel (Foto: Wolfgang Ziegler)
Sozialistisch hochgezogen, (halb-)kapitalistisch restauriert – Havanna im Wandel (Foto: Wolfgang Ziegler)

In den vergangenen 14 Jahren hat sich Cuba rasant verändert. Das gilt speziell für die Hauptstadt Havanna und dort auch und vor allem für die Renovierung und Restaurierung von Gebäuden aus der Kolonialzeit. Es ist unglaublich, mit welchem Engagement und mit welcher Zielstrebigkeit die Denkmalschutzbehörde arbeitet. Jedes Mal, wenn ich nach wenigen Monaten in die Stadt zurückkomme, entdecke ich Neues. Von diesem Tempo können sich vergleichbare europäische Einrichtungen wirklich eine Scheibe abschneiden.
Die Kehrseite der Medaille: Die Geschwindigkeit des Wandels hat in den letzten beiden Jahren, seit der Annäherung Cubas an die USA, immer weiter zugenommen. Wahrscheinlich dauert es nicht mehr lange, bis McDonald’s & Co die ersten Filialen eröffnen, die Oldtimer von den Straßen verschwinden und US-amerikanische Nachnamen an den Klingelschildern in den Städten stehen. So sehr die (wirtschaftliche) Öffnung dem Land und vor allem den Leuten zu wünschen ist, in nicht allzu ferner Zukunft wird Cuba nicht mehr Cuba sein. Wer die Insel Fidel Castros noch authentisch erleben möchte, sollte sich daher mit einem Besuch beeilen.


3. Zu Havanna: Weshalb sollte man die Hauptstadt des karibischen Staates besuchen? Wie orientiert man sich da am besten?

Ein Tusch auf die leuchtende Stadt im Hintergrund (Foto: Wolfgang Ziegler)
Ein Tusch auf die leuchtende Stadt im Hintergrund (Foto: Wolfgang Ziegler)

Havanna ist ein Schmelztiegel und – im Grunde genommen – ganz Cuba in einer Stadt! Um sie zu erkunden, sollte man sich nicht darauf beschränken, die historische Altstadt zu besuchen. Auch in den Vierteln drumherum bietet die cubanische Hauptstadt viel: von der Plaza de la Revolución bis ins schicke Miramar.
Einen ersten Überblick kann man sich verschaffen, wenn man mit den roten Doppeldecker-Bussen eine zweistündige Stadtrundfahrt macht. Im Hop-on-/Hop-off-Modus kann man dabei immer wieder aus- und zusteigen und sieht innerhalb kürzester Zeit zumindest die allerwichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Eigentlich braucht man aber allein in Havanna mindestens eine Woche – und hat noch längst nicht alles gesehen …


4. Zu Varadero: Etwa 500.000 Touristen besuchen die Halbinsel jährlich. Gibt es hier noch so etwas wie versteckte Orte?

Paradiesisch und nicht zwangsläufig überfüllt – die weißen Strände von Varadero (Foto: Wolfgang Ziegler)
Paradiesisch und nicht zwangsläufig überfüllt – die weißen Strände von Varadero (Foto: Wolfgang Ziegler)

Es heißt, Varadero habe mit Cuba so viel zu tun wie der »Ballermann« mit Mallorca. Das stimmt – wenn man sich zwei All-inclusive-Wochen lang in seinem Hotel aufhält und keinen Fuß vor die Tür setzt.
Traut man sich aber doch, kann man in Varadero und der näheren Umgebung sehr gut eintauchen ins »Land der Gegensätze«. Dazu muss man nur ein paar Kilometer nach Cárdenas fahren, wo die meisten Beschäftigen der Hotels von Varadero leben. Dort findet man sehr schnell das wahre Cuba – mit bunten Bauernmärkten, angestaubten Peso-Cafés und Menschen, die jedem Fremden mit ganz viel Herzlichkeit begegnen.


5. Cuba ist ein sozialistischer Inselstaat. Wie gefährlich ist es, dort unterwegs zu sein? Gerät man in ernste Schwierigkeiten, wenn man während seiner Reise erkrankt?

Wie aus einer Werbebroschüre eines Reiseveranstalters – und dennoch ein Alltagsfoto während der Recherche … (Foto: Wolfgang Ziegler)
Wie aus einer Werbebroschüre eines Reiseveranstalters – und dennoch ein Alltagsfoto während der Recherche … (Foto: Wolfgang Ziegler)

Es gibt weltweit wohl wenige Reiseländer, die so wenig gefährlich sind wie Cuba. Natürlich sollte man – wie überall – die Augen offen halten. Und natürlich gibt es – wie überall – Nepper, Schlepper, Bauernfänger, die ahnungslosen Touristen gefälschte Zigarren, überteuerte Unterkünfte und leichte Mädchen andrehen wollen. Aber Kriminalität, speziell Gewaltkriminalität, gegenüber Touristen kommt in aller Regel nicht vor. Und im Krankheitsfall gilt: Wenn man im Urlaub einen Arzt braucht, gibt es dafür kein besseres Reiseland als Cuba. Die medizinische Versorgung ist einzigartig in Mittelamerika und der Karibik und jederzeit auf europäischem Niveau.

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