Natürlich, die nordfriesischen Inseln und Halligen sind über jeden Zweifel erhaben und gehören eindeutig zu den schönsten Flecken Deutschlands. Inselfeeling pur eben. Aber die Küste Schleswig-Holsteins?Zugegeben, das war eine Liebe auf den zweiten Blick. Die Küste wirkt immer irgendwie verbaut, weil sich das flache Land zum Schutz vor den gelegentlichen Tobsuchtsanfällen der Nordsee hinter hohen Deichen versteckt. Und wenn ich diese an warmen Sommertagen voll Vorfreude auf ein kühles Bad erklimme, passiert es oft, dass das Meer wegen der Gezeiten gerade nicht da ist. Dann blicke ich auf die augenscheinlich karge, in Wirklichkeit aber außerordentlich fruchtbare braungraue Fläche des Wattenmeers und weiß natürlich, dass das erfrischende Nass verlässlich und in aller Ruhe alle sechs Stunden zurückkehrt. Und genau das ist es, was ich suche: die allerorts spürbare Weite und beneidenswerte Unaufgeregtheit.Schleswig-Holsteins Nordseeküste samt ihren Inseln und Halligen bietet von manchem nichts: Keine Hektik, kaum Großstadt, vielerorts (sogar auf Sylt) keinen Jetset, keinen Nepp, keine VIP-Lokale oder Edelboutiquen dafür viel Unverfälschtes. Stattdessen kann ich am Strand liegen oder mir bei Deichspaziergängen den Wind um die Nase wehen lassen und dabei das Wolkenkino betrachten oder den Seevögeln lauschen. Und wenn mich doch der Tatendrang ergreift, dann reicht ein Fahrrad, um ein paar Kilometer durch die Landschaft zu radeln, um eines der verstreut liegenden Dörfer mit ihren alten Kirchen zu erkunden oder um ein nettes Café anzusteuern.