Die Mayas wussten, was sie taten, als sie ihre Pyramiden so hoch bauten, dass sie oben ein Stück über das Blätterdach hinausreichen. Klettert man dort hinauf, entkommt man dem dampfenden Dschungel, und mit der frischen Brise fühlt man sich der Welt entrückt. Das gleiche befreiende Erlebnis hatte ich auf dem Baumkronenpfad hoch über dem Urwald des Hainich, nur dass die Kletterei dort kein bisschen halsbrecherisch war!
Thüringen, das „grüne Herz Deutschlands“, hält viele solche Naturerfahrungen bereit. Schon bei den Recherchen für dieses Buch war Thüringen für mich oft ein grünes Erlebnis: zu Fuß und mit Skiern den Rennsteig entlang, mit dem Fahrrad durchs Werratal, platsch hinein in die herrlichen Seen, nachdenklich am „Grünen Band“.
Mich wundert nicht, dass Goethe auf dem Kickelhahn beim Blick über die „dampfenden Thäler“ dichterische Höhenflüge hatte und Luther „im Reich der Vögel“ auf der Wartburg seine Bibelübersetzung nur so zuflog. Burgen, Paläste, Kirchen, Natur, Theater, Kunst und viel(e) Geschichte(n) – Thüringen ist einfach inspirierend. Und wenn der Geist mal lahmte, gaben Bratwurst, Brätel & Co. neue Energie. Beim Blick in Thüringer Töpfe durfte ich auch erfahren, wo die berühmten Klöße „Hütes“ heißen und wo man Goethes, Schillers und Luthers Leibspeisen heute noch genießen kann.