Als ich das erste Mal nach Tallinn kam, gefiel mir, dass überall mein Name stand. "Maja" heißt auf Estnisch "Haus".Trotzdem mochte ich die Stadt nicht gleich. Es war dunkler Winter und die Kassiererinnen im Laden wollten nicht einmal müde lächeln. Einmal fragte ich eine Frau nach dem Weg. Sie antwortete nicht. Ich war frustriert und die Finger schmerzten bei minus 15 Grad. Doch dann gab sie mir zu verstehen, ihr zu folgen. Schweigend gingen wir nebeneinander, bis wir vor meinem Ziel standen. Sie ging in die entgegengesetzte Richtung davon. Offenbar musste sie ganz woandershin. Solche netten Gesten sind mir dort ständig begegnet.Als ich im Sommer wieder nach Tallinn reiste, fand ich eine andere Stadt vor. Statt in Eis und Dunkelheit war alles in grelle Farben getaucht und die Sonne ging kaum unter. Und ich mochte die Stadt am Meer mit ihren stillen Bewohnern unheimlich gerne. Vielen Dank an Mall Oja für die stille Freundlichkeit.