Auf der mit einem Schonbezug eingefassten Rücksitzbank kauert Joe Free und kotzt sich aus. Dieses Geschaukle ist nicht seine Stärke. Aber schon hinter der nächsten, wie ein loses Kabel über dem Wolkenwald baumelnden Serpentine, stemmt er sich wieder begeistert aus dem halboffenen Fenster. Ein Jet-Stream aus vertrauten Aromen und Duftnoten umflirrt seine feuchte Schnauze wie Feenstaub.
Wir parken auf atemraubenden 3960 Höhenmetern und stapfen durch den Páramo-Morast inmitten mannshoher, messerscharfer Sigse-Gräser, unter kupferrotorangen Papierbäumen, die zerzausten Hexenbesen gleichen; kraxeln über Xenophyllum-Polster ungeheuerlichen Ausmaßes, staksen über Humboldtsche Huperzia-Crassa, flauschige Huira-Huiras und frisch zerkaute Stauden von Achupalla-Bromelien – die Leibspeise der Brillenbären. Gleich daneben dampfen ihre basaltgrauen Kackhaufen (wie brühwarme Kaffeehaferl) im gleißenden Licht der Äquatorsonne. Das „Leben im Urzustand“, einst Slogan des Tourismusministeriums, rückt mal wieder in greifbarste Nähe. Quellwasser rinnt und rieselt aus Felsspalten und stillen Wasseraugen. Es wimmelt von Kaninchen. „Hey Joe!“ Dicht über uns ein schreiender Bussard. Dann plötzlich ein Andenschakal. „Haaaaalt!“ Doch nichts wie hinterher! Da hilft auch keine Ultraschallpfeife. Wird wohl die „Frau Füchsin“ sein. Das kann dauern. Er weiß ja, wo das Auto steht.