Und wieder sitze ich in einer dieser unschicken Cafeterías am Malecón in der Avenida del Puerto Havannas, wo das Bier ein paar Pesos kostet und das Essen nicht viel mehr - Bistec de Cerdo etwa. Im deutschsprachigen Europa würde man wohl Naturschnitzel dazu sagen und es liebevoll anrichten, aber wir sind nicht zu Hause, und so kommt das Bistec etwas hemdsärmelig daher - mit einem Häufchen Reis und etwas Weißkraut, gekrönt von ein paar Schnittlauch-Krümeln, alles auf einem Teller. Dazu stellt die Kellnerin Essig und Öl auf den Tisch und wünscht: "¡Buen provecho!" - "Guten Appetit!" Nun, die Kombination ist selbst für cubanische Verhältnisse gewagt und das Fleisch zäh wie immer, aber es schmeckt herrlich. Zudem entschädigt der Blick auf die Hafeneinfahrt und die Bucht von Havanna für alles.Für die Ohren gibt es dazu das unaufhörliche Murmeln des Verkehrs, der vielen, inzwischen meist wieder aufpolierten Straßenkreuzer von anno dazumal und die Gespräche der Menschen, die an der Promenier-Meile der Millionenstadt ihren Feierabend genießen. Hinter mir schlagen die Wellen des Atlantiks unaufhörlich an die mächtige Kaimauer, als wollten sie Havanna nicht zur Ruhe kommen lassen. Wohin treibt meine Insel auf diesen Wellen? Den nächsten dunklen Wolken entgegen? Oder vielleicht doch der aufgehenden Sonne? Quien sabe - wer weiß?