Ein Geständnis vorab: Die normannische Kulturlandschaft mit ihren gotischen Kathedralen und verträumten Schlössern, mit ihren Apfelbäumen und Kreideklippen fasziniert mich seit Jahrzehnten, doch nicht einmal der Sonnenuntergang hinter dem Mont-Saint-Michel bewegt mich so tief wie ein Spaziergang über den amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer. Nirgendwo in Europa lassen sich die tragischen Ereignisse der Vergangenheit mit all ihren Schrecken so intensiv nacherleben wie entlang der Landungsstrände, denn die normannische Küste war zugleich Schauplatz und Wendepunkt der Weltgeschichte.
Zudem bin ich seit meinem ersten Besuch der normannischen Küche verfallen, die mich den ganzen Tag begleitet und deren kalorienschweren Verführungskünsten ich nicht widerstehen kann: Von der Frühstücksbutter aus Isigny über eine in Cidre gedünstete Seezunge bis hin zur deftigen ländlichen Kost wie einer Entenbrust mit lauwarmem Apfelkompott oder einer auf Apfelscheiben angerichteten Boudin noir (Blutwurst) lockt eine Köstlichkeit nach der anderen. Abends leuchten meine Augen ein letztes Mal, wenn der Käsewagen anrollt, auf dem Camembert, Pont-l’Évêque und Livarot – das Dreigestirn des normannischen Käsehimmels – nicht fehlen dürfen.