Zuerst war es nur eine kleine Wolke im Westen. Kein Grund zur Panik, auch wenn wir mit Motorrädern unterwegs waren und angesichts des strahlenden Septemberwetters beim Aufbruch auf Regenkleidung verzichten hatten - der erste Fehler. Als dann der Himmel immer schwärzer wurde, beschlossen wir, doch lieber auf direktem Wege zur Unterkunft zurückzukehren. "Direkt" bedeutete in diesem Fall eine uns bislang unbekannte Erdpiste - der zweite Fehler. Zehn Minuten später brach das Gewitter los. Blitze zuckten, Donner krachte, es goss in Strömen. In Windeseile verwandelte sich die anfangs so harmlos erscheinende Piste in roten Schlamm, glitschig wie Schmierseife. In jeder Kurve, an jeder winzigen Anhöhe rutschten die Hinterräder weg. Obwohl noch früh am Nachmittag, war es fast stockdunkel geworden. Abzweigung folgte auf Abzweigung, natürlich kein Schild weit und breit, also immer der Hauptrichtung nach und das Beste hoffen.Nach einer gefühlten Ewigkeit (tatsächlich war es wohl kaum eine Stunde) erreichten wir bei Agía Paraskeví wieder rettenden Asphalt. Patschnass und vor Kälte zitternd, hatten wir jetzt noch 30 Kilometer über die Berge vor uns. Endlich in der Hotellobby angelangt, hinterließ jeder Schritt eine Pfütze. Eine heiße Dusche später waren wir wieder ansprechbar - und uns einig: Lésbos kann ganz schön wild sein ...