Vom 1248 m hohen Muckenkogel, unserem Hausberg in den niederösterreichischen Alpen, reicht der Blick bis zu den Stiften Göttweig und Melk. Dort liegt die Wachau. Links dahinter beginnt das Waldviertel, und rechts lässt sich das Weinviertel erahnen. In alle drei Gegenden führen uns Ausflüge seit unserer Kindheit. Und schon damals war es dort nie fad. Wir kraxelten auf die Burgruinen von Aggstein und Dürnstein – die Sagen vom Rosengärtlein und vom Sänger Blondel kannten wir aus der Schule. Wir ließen Steine über die Donau flitzen und ritzten Muster in Lösswände. Beim Heurigen schmeckten uns Wachauer Schnitte und Traubensaft (fürs Glaserl Wein waren wir noch zu jung). Das Waldviertel hielten wir für ein geheimnisvolles Land mit Gnomen, die hinter riesigen Steinblöcken und in Mooren wohnten und nichts anderes zu tun hatten, als überall Heidelbeeren anzupflanzen. Und zwar die richtigen, von denen man lila Finger und eine blauschwarze Zunge bekam.
Mittlerweile ist der mausgraue Kirchturm von Dürnstein schon lange blau getüncht, die ganze Wachau Welterbe, und das Waldviertel steht als Erholungsort hoch im Kurs. Die Weinviertler Kellergassen sind herausgeputzt, und der Grüne Veltliner ist längst kein Heckenklescher mehr. Vieles hat sich verändert, aber eines ist geblieben: Nie wird uns hier fad.