Fast wäre ich ein „Algarvio“ geworden, ein Einheimischer: Als ich Ende der 70er-Jahre als Reisebuchautor gerade die ersten Erfolge hatte, sollte Portugal mein Lebensmittelpunkt werden. Gemeinsam mit meinem Bruder, einem studierten Landwirt, kaufte ich ein Stück Wildnis im entvölkerten Hinterland, um Schafe zu züchten und Reisebücher zu schreiben. Es war die nachrevolutionäre Zeit, als viele Idealisten und Aussteiger einige bemerkenswerte Projekte starteten. Leider ging ich bald darauf in Deutschland meines Verlegers verlustig und sah mich genötigt, meine Reiseführer vorerst im Selbstverlag zu vertreiben. Portugal war ab da eher ein Ort der Recherche und eine Art Einsiedelei, um in der Abgeschiedenheit meine Manuskripte zu beenden.
Mein Bruder war von dort aber nicht mehr wegzubekommen und baute über die Jahrzehnte einen respektablen landwirtschaftlichen Betrieb mit Schafen, Rindviechern und 80.000 neugepflanzten „Pinheiros“ (Pinienkerne) und Erdbeerbäumen (Schnaps) auf. Jedes Mal, wenn ich auf Familienbesuch dort bin, denke ich etwas wehmütig an die Zeit zurück, als die Algarve noch ein gepflegtes Paradies aus Mandel- und Orangenhainen war, in denen die Bauern mit ihren zweirädrigen Ochsenkarren unterwegs waren.