Aus dem Atlantik springt in perfektem Bogen ein Delfin. Für einen kurzen Moment schwebt seine schwarze Silhouette vor dem glühenden Sonnenball, der sich gerade anschickt, ins Meer einzutauchen. Dann gleitet er geschmeidig zurück ins Wasser. Was ich beschreibe, ist keine kitschige Fototapete, sondern eine Erinnerung an meinen ersten Aufenthalt auf Gomera, genauer an der Playa del Inglés. Mit etwas Abstand kommt mir das Bild unwirklich vor. Dabei ist es gar nicht so untypisch für Gomera, denn die Sonnenuntergänge im Valle Gran Rey sind wirklich bemerkenswert, und auch die Chance, seltene Meeressäuger zu beobachten, ist hier groß.
Natürlich hat Gomera auch seine weniger romantischen Seiten: die trockenen Barrancos, die man als Wanderer mühevoll erklimmt, oder (viel mehr noch) die harten Lebensbedingungen der Bauern und die Landflucht. Aber wenn man dann mit den Nebelschwaden den Lorbeerwald durchstreift oder frühmorgens die Nachbarinsel Teneriffa mit dem Teide in sanftem Licht schimmert, stellen sich diese Fototapeten-Momente ein. Und ich stelle fest: Bei aller Echtheit, bei aller Natürlichkeit und Unverfälschtheit, die ich an dieser Insel sehr schätze, kann sie ganz schön kitschig sein!