Im Bus zurück zum Flughafen musste ich über mich selber schmunzeln, denn mein bisheriges Motto war wohl: „Hoch lebe das Vorurteil!“ Als notwendiges Übel hatte ich die Zeit auf Teneriffa gesehen; ich sollte dort ein Programm für Studien- und Wanderreisen vorbereiten. Eine Begegnung mit Teneriffa – Jahre zuvor – war ein Kulturschock gewesen. Nach zwei Wochen Urlaub auf dem stillen Gomera hatte mich der Trubel in Los Cristianos und Playa de las Américas geradezu erschreckt. Seither war es mir gelungen, einen Bogen um Teneriffa zu machen.
Am ersten Morgen auf „meinem Schreckgespenst“ sah die Welt schon ganz anders aus. Nach einer Stunde Autofahrt bog ich ins Tenogebirge ab und war kurz darauf in einer grandiosen Bergwelt. Steil aufragende Felskamine, ein schmaler Pfad, der sich zum Grat hinaufschlängelte. Das einzige Geräusch: summende Bienen. Am Ende des Weges eine Alm voller Blumen mit einem Blick über die Küste und auf den verschneiten Teide. Wo hatte ich schon Schöneres gesehen? Nirgends!
Die nächsten Tage verbrachte ich weiter mit dem Abbau meiner Vorurteile, denn Teneriffa hat viele herrliche Landschaften. Und hatte ich zuerst noch arrogant gedacht, was gibt es da schon zu studieren, wurde ich später zur engagierten Reiseleiterin, die Teilnehmer in Geologie, Klima und Botanik einführte.