Es ist schon eine Weile her, da brach der Sozialismus zusammen. Der Eiserne Vorhang wurde durchlässig und die Tschechoslowakei zum exotischen Reiseziel – zumindest für alle, die aus dem Westen kamen. Vieles war damals spannend, manches gewöhnungsbedürftig und einiges nicht immer ganz lecker. Auch auf dem südböhmischen Land. Wir ließen uns zähen Lendenbraten vor den Latz knallen. Ärgerten uns über die falschen Rechnungen der Kellner. Wir zerflossen in Hotelzimmern mit nicht zu drosselnden Heizungen. Und fürchteten uns bei Verkehrskontrollen vor der Polizei, die uns zu schröpfen versuchte.
Das Land ist in den letzten beiden Jahrzehnten ein anderes geworden, und auch Südböhmen erlebte seit dem EU-Beitritt Tschechiens einen erfreulichen Wandel hin zu einer Genussregion mit facegelifteten Städtchen und guter touristischer Infrastruktur. Aus Buckelpisten wurden aalglatte Sträßchen. Räudige Palais erblühten zu prachtvollen Anwesen, verwaist-graue Marktplätze sind nun fröhlich-bunte Treffpunkte. In stimmungsvollen Bio-Landgasthöfen essen wir feinste Filetsteaks von glücklichen Rindern, die Kellner haben zu lächeln gelernt. Und hier und da schenken nun Minibrauereien feinste Handwerkerbiere aus. Für sein flüssiges Gold war Böhmen ja schon immer bekannt. Ein Jammer nur, dass die urig-rustikalen Bierpinten von einst zunehmend verschwinden. Früher war eben doch nicht alles schlechter …