Über 30 Jahre ist es her, seit der Sozialismus zusammenbrach. Der Eiserne Vorhang wurde durchlässig und die Tschechoslowakei zum exotischen Reiseziel - zumindest für alle, die aus dem Westen kamen. Vieles war spannend, manches gewöhnungsbedürftig und einiges nicht immer ganz lecker. Auch auf dem südböhmischen Land. Wir ließen uns zähen Lendenbraten von Kellnern, so charmant wie der Eiserne Vorhang, vor den Latz knallen. Wir zerflossen in Hotelzimmern mit nicht zu drosselnden Heizungen, fürchteten uns vor Matronen mit Haaren auf den Zähnen, die damals noch die Touristeninformationen besetzten, ärgerten uns über falsche Rechnungen und richtige Polizisten, die uns zu schröpfen versuchten. Spätestens seit dem EU-Beitritt aber vollzieht sich in der Region zwischen Orlík-Stausee und Böhmerwald ein erfreulicher Wandel. Aus Buckelpisten wurden aalglatte Sträßchen, aus verwaisten, grauen Marktplätzen fröhlich-bunte Treffpunkte. Die Angestellten der Touristinformationen versorgen uns heute mit mehr Material, als wir überhaupt verarbeiten können. In stimmungsvollen Bio-Landgasthöfen essen wir feinste Filetsteaks von glücklichen Rindern, die Kellner haben zu lächeln gelernt. Ein Jammer nur, dass die urig-rustikalen Bierpinten zunehmend verschwinden. Vor 30 Jahren war eben doch nicht alles schlechter ...