Es ist schon eine Weile her, da brach der Sozialismus zusammen. Der Eiserne Vorhang wurde durchlässig und die Tschechoslowakei zum exotischen Reiseziel – zumindest für alle, die aus dem Westen kamen. Vieles war spannend, manches gewöhnungsbedürftig und einiges nicht immer ganz lecker. Auch auf dem westböhmischen Land. Wir ließen uns zähen Lendenbraten vor den Latz knallen. Wir zerflossen in Hotelzimmern mit nicht zu drosselnden Heizungen. Wir ärgerten uns über falsche Rechnungen und richtige Polizisten, die uns zu schröpfen versuchten.
Der erfreuliche Wandel zur sympathischen Urlaubsregion hat sich in der Region zwischen Erzgebirge und Böhmerwald längstens vollzogen. Aus Buckelpisten wurden aalglatte Sträßchen, aus verwaisten, grauen Marktplätzen fröhlich-bunte Treffpunkte und aus so manch ruinösem Schlösschen ein charmantes Boutiquehotel. Die Wälder des Erzgebirges haben sich vom sauren Regen erholt, neue Rad- und Wanderwege wurden angelegt. In Bio-Landgasthöfen essen wir feinste Filetsteaks von glücklichen Rindern, die Kellner haben zu lächeln gelernt. Das gezapfte Bier war schon immer ein Superlativ. Craftbier-Kneipen, so cool wie in Berlin, gibt es nun auch, v. a. in Pilsen, der Kapitale des flüssigen Golds. Ein Jammer nur, dass die urig-rustikalen Bierpinten zunehmend verschwinden. Früher war eben doch nicht alles schlechter …!