Der Abend in der Semperoper gehört zum Pflichtprogramm eines Dresden-Besuchs. Nach dem verlängerten Wochenende den Lieben zu Hause auf die Frage »Und, wie war die Semperoper? Was gab's?« antworten zu müssen: »Also, die hätten Rigoletto gespielt, aber wir haben keine Karten mehr gekriegt, war alles total ausverkauft«, nein, das geht einfach nicht! Aber es gab ja wirklich keine Karten. Oder? Unser Autor Dietrich Höllhuber ist ein Opernfreak und seit er in Dresden lebt Semperoper-Fan. Vielleicht helfen seine Erfahrungen beim Erwerb von Tickets bei ausverkauften Vorstellungen. Der passende Reiseführer »Dresden MM-City« ist übrigens in 1. Auflage 2008 mit herausnehmbarer Karte (nein, nicht für die Oper, sondern für die Stadt!) erschienen.
Punkt 1: Lange vorausplanen. Ab dem Frühjahr (meist März) ist das gesamte Programm der nächsten Saison – die bis zum Sommer des folgenden Jahres währt – bekannt, im Internet veröffentlicht und Tickets können erworben werden (später kommt dann ein dicker Jahreskatalog mit allen Besetzungen heraus). Selbst für Semperoper-Megaereignisse wie den Rigoletto am Ende der Saison 2007/08 gibt es Karten, wenn man nur rechtzeitig bestellt (wo und wie steht ganz unten!). Also nicht wie in Bayreuth, wo man auch nach zehn Jahren braver Buchung und darauf folgender Ablehnung noch immer kein Anrecht auf die – sündhaft teuren – Karten hat (es sei denn, man ist ein Politbonze oder TV-Promi). Für den Rigoletto (Juan Diego Florez sang in Dresden mit dem Herzog seine erste Verdi-Partie, Gilda war die atemberaubend singende und spielende Diana Damrau, den Rigoletto sang und spielte der neue Weltstar Zeljko Lucic, am Pult stand der Hausherr Fabio Luisi) habe ich ein halbes Jahr vorher übers Internet bestellt, kein Problem, noch immer gute Auswahl.
Noch etwas: Selbst sehr gefragte Opernabende sind oft nicht komplett ausverkauft. Für den hervorragend besetzten Don Carlos zu Beginn der Saison 2008/09 gab es noch wenige Tage vorher Einzelkarten … (die Aufführung mit Fabio Armiliato als Don Carlos, Franco Vassallo als Posa, Georg Zeppenfeld – grandios – als Filippo, Adrianne Pieczonka als Elisabetta und Luciana D’Intino als Eboli, Dirigent war Massimo Zanetti – wurde von der Sächsischen Zeitung mit »Premierenglanz im Repertoire« betitelt – zu Recht). Selbst für den als »Weltstars in der Semperoper« angekündigten Liederabend Camilla Nylund Ende November 2008 gab es Wochen vorher noch Karten.
Punkt 2: Abwarten und regelmäßig im Internet nachsehen und/oder telefonieren. Der erste Rosenkavalier in der neuen Saison 2008/09 (mit Adrianne Pieczonka als Marschallin, Kurt Rydl als Ochs und dem Hausherrn am Pult) war schon lange ausverkauft, als ich vor den Sommerferien feststellte, dass ich ihn unbedingt erleben wollte. Also ab sofort jede Woche ins Internet, jede Woche telefoniert, ob Karten zurückgegeben wurden. Am Montag vor der Aufführung hat’s dann geklappt: genau zwei Karten (in bester Position) waren plötzlich zu haben. Meine zwei. Bei diesem Telefonat bekam ich außerdem eine Karte für das erste Saisonkonzert der Staatskapelle in der Semperoper (ewig lange schon ausverkauft – Fabio Luisi leitete zwei Aufführungen) – für den folgenden Tag. Also nicht aufgeben, immer wieder probieren!
Punkt 3: Der »Ring« war im Januar 2008 wieder mal komplett zu hören und zu sehen (zwei Zyklen). Wie kommt man da an Karten? In diesem Fall gab es ein Spezialangebot, ein Mini-Abonnement für alle vier Vorstellungen. Und das zu einem gegenüber dem Normalpreis halbierten Preis. Es lohnt sich also, auch den Abonnement-Teil der Internetseite (oder die Abonnementcounter im Ersten Stock des Kartenbüros in der Dresdner Schinkelwache) aufzusuchen!
Punkt 4: Mist, »Geschlossene Vorstellung«, da ist ja nix zu machen. Von wegen! Die meisten »Geschlossenen Vorstellungen« werden en bloc verkauft, der Verkäufer bietet sie dann wieder an und meist bleiben ihm ein paar Karten übrig (etwa weil aus der Region, die der Verkäufer bewirbt, nicht genug Interessenten für einen bestimmten Abend kommen). Das Personal der Semperoper kennt die Betreiber der geschlossenen Vorstellungen, wenn man sich dann direkt an diese wendet, hat man gute Chancen, Karten zu bekommen.
Punkt 5: Nix zu machen, keine Karten bekommen? Da hilft nur noch eins: frühzeitig zur Semperoper, an der Abendkasse tauchen mirakulöserweise immer wieder Karten auf, obwohl die Vorstellung seit Monaten ausverkauft ist. Und vor den beiden Eingängen stehen fast immer ab etwa eine Stunde vor der Vorstellung Leute, die willig sind, ihre Karten zu verkaufen. Da sind schon Kartenhaie dabei, die mit deftigem Aufschlag arbeiten, aber in vielen Fällen auch nur jemand, der nun wirklich heute Abend nicht kann und die Karten loswerden muss. Da kann man die oft veranschlagten 20 Prozent Aufschlag schon verkraften.
Punkt 6: Hat nichts gefruchtet? www.oper-dresden.de hat ein Kartenkontingent, das man über die Seite des Unternehmens einsehen kann. Eine Direktbestellung wie bei der Seite der Semperoper gibt es nicht. Das Unternehmen will vor allem mit Kombi-Paketen punkten, das heißt vor allem Hotel und Opernkarte und das kommt nicht billig. Aber probieren Sie’s trotzdem – wenn kein Weg daran vorbei führt.
Hat alles nichts geholfen? Da gibt es nur eine Lösung: nochmals kommen und lange vorausplanen. Das Dresden-Wochenende war eh viel zu kurz.
Und hier noch die Adressen und Kontakte:
Sächsische Staatsoper Dresden
Theaterplatz 2
D-01067 Dresden
Persönliche Bestellung: Das Kartenbüro ist in der Schinkelwache vor dem Opernhaus untergebracht (gemeinsam mit der städtischen Information).
Kassen geöffnet Mo--Do 10-18 Uhr, Freitag 10-19 Uhr, Sa/So/Fei 10-17 Uhr.
Telefonische Bestellung, Fax und E-Mail: Kartenbestellung Tel. 0351/4911705, Fax 0351/4911700, bestellung@semperoper.de
Restkartenangebote (telefonischer Ansagedienst) Tel. 0351/4911777
Aktuelle Infos (telefonischer Ansagedienst) Tel. 0351/4911731
Bestellung im Internet: www.semperoper.de
Auf der Seite der Semperoper kann »Spielplan« angeklickt werden, nach Auswahl des Tages kann dann, wenn noch Karten vorhanden sind, direkt gebucht werden. Die Karten werden zugeschickt, ist man spät dran, werden sie zur Abholung hinterlegt.
Das wär’s. Der Autor hält allen Opernfans die Daumen, dass sie die Karten bekommen, die sie sich wünschen. Vielleicht trifft man sich ja …