Ein Artikel von Eberhard Fohrer, Inselkenner und Autor des knapp 800 Seiten starken Reisehandbuchs zu Kreta (16. Auflage). Der Text entstand in Zusammenarbeit mit Franz Jaeger, der seit vielen Jahren auf Kreta lebt. Während der Recherche für den aktuellen Newsletter sind die beiden auf eine besondere Attraktion gestoßen: In einer ehemaligen Miltärbasis der Amerikaner hat ein faszinierendes Meeresaquarium aufgemacht, das nach kurzer Zeit bereits 50.000 Besucher begeistern konnte.
Auch auf der großen ruhigen Insel Kreta bleibt die Zeit nicht stehen. Fast fünfzehn Jahre lang rottete bei Goúrnes (15 km östlich von Iráklion) eine aufgegebene Militärbasis der US Air Force still vor sich hin. Zerfetzte Drahtzäune, verlassene Baracken und wacklige Wachtürme waren die letzten unattraktiven Zeugen des großen Geländes direkt am schmalen Sandstrand. Vor zwei Monaten ist nun neues Leben in die einstige Trostlosigkeit eingekehrt: Am 18. Dezember 2005 wurde hier das mit 1600 qm Ausstellungsfläche größte Meeresaquarium im östlichen Mittelmeer eröffnet. Initiator war das »Hellenic Centre for Marine Research« (HCMR), eins der wichtigsten Institute für Meeresbiologie im Mittelmeerraum. 1987 wurde es als unabhängige Forschungsorganisation durch das griechische Ministerium für Entwicklung gegründet.
Die Erforschung der Biologie, Genetik und Ökologie des Meeres
In ihrem großen Zentrum »Thalassókosmos« auf dem Gelände der ehemaligen US-Base werden Biologie, Genetik und Öko-lo-gie des Meeres erforscht, Untersuchun-gen zum Fischbestand im östlichen Mittelmeer, zur Überfischung und zu den Lebensbedingungen im Zu-sam-menhang mit der Meeresverschmutzung (u. a. durch den Tourismus) bieten weitere Arbeitsfelder. Auch das Aquarium soll nicht ausschließlich als Attraktion dienen, sondern sich ebenfalls der Meeresforschung widmen.
Das ehrgeizige Projekt verspricht, ein großer Erfolg zu werden. Trotz der kurzen Zeit seit der Eröffnung hat man bereits 50.000 (!) Besucher gezählt, darunter viele Schulklassen. Für die Insel Kreta, die mit Projekten solcher Größenordnung nicht gerade verwöhnt wird, stellt dieses hochmoderne Aquarium natürlich eine ganz besondere Attraktion dar.
Über 4000 Tiere. Filme zur Entstehung der Ozeane
Insgesamt sind in den 32 kleinen und großen Wasserbecken mit original Meeresambiente über viertausend Fische und andere Tiere aus dem östlichen Mittelmeer zu besichtigen. Die Namen der verschiedenen Spezies sind zu großen Teilen in vier Sprachen angegeben, so sieht man viele Brassen- und Barscharten, Seezungen, Seepferdchen, Seepapagei und Meerespfau, den schwarzen Schlangenstern, prachtvolle Muränen, Nashorn-, Adler- und Kaiserfisch sowie verschiedene Krebsarten. Ein eigenes Aquarium widmet sich der Welt der Quallen.
Ergänzend zum Leben unter Wasser kann man zahlreiche Videofilme betrachten, darunter z. B. einen Film zur Entstehung der Ozeane und Flüsse. Geplant sind auch Kameras, mit denen die Besucher versteckte Winkel in den Aquarien beobachten können. Fürs leibliche Wohl gibt es ein gut sortiertes Snack-Café mit Nichtraucherraum.
Informationen
CretAquarium ist auf der Schnellstraße von Iráklion nach Ágios Nikólaos gut ausgeschildert, vom Busbahnhof im Hafen von Iráklion fahren außerdem 2 x tägl. Linienbusse zum Aquarium und zurück. Geöffnet ist tägl. 10-17.30 Uhr, Eintritt ca. 7 Euro, Kinder bis 5 Jahre frei. Tel. 2810-337788.