Hier geht es um die Top Ten unserer Gomera-Autorin Lisa Kügel: um das, was man erleben sollte, wenn man zur einstigen Aussteigerinsel reist. Neben Vulkankegeln aus Magma, der Wanderung auf einen heiligen Berg oder dem Gold der Gomeros erzählt sie von einen Lorbeer- und Nebelurwald, der bis ins Tertiär zurückreicht …
Spezialität: Der malzige Honig der Dattelpalmen
Das flüssige Gold Gomeras kommt aus Alojera. Genauer gesagt fließt es aus den Palmen. Die Rede ist vom Miel de Palma, dem malzigen Palmhonig, der aus dem Saft der Kanarischen Dattelpalme gewonnen wird und mit Bienenhonig wenig gemein hat.
Wie die Palmenbauern (»Palmajeros«) in den üppigen Hainen rund um das Dorf den Palmhonig gewinnen und was man noch alles aus Stamm, Blättern und Früchten der Dattelpalme (»Phoenix canariensis«) machen kann, zeigt das Museum Casa Miel de Palma. Es dient gleichzeitig als Kulturzentrum für die örtliche Bevölkerung, die dort vergessenes Kulturgut wiedererlernen kann. Dank lebensgroßer Figuren, Originalwerkzeug und kurzer Texte in Englisch ist das moderne Museum für die ganze Familie kurzweilig.
Am Ende wartet der Shop, natürlich mit einer großen Auswahl an lokal gewonnenem Miel de Palma. Doch auch Teppiche oder Taschen aus Palmwedeln und viele andere Palmen-Souvenirs bekommt man.
Wanderung: Ein Trip auf die heilige »Festung«
Die Fortaleza, wie der hohe Inselberg heißt, weckt schon auf den ersten Blick, eine große Lust, dort hinaufzusteigen. Kein Wunder, dass die Alt-Gomeros dem Berg eine mythische Bedeutung nachsagten und kultische Riten vollzogen.
1.241 Meter hoch steht das flache Plateau über dem Meeresspiegel und überragt so auch deutlich die umliegende Landschaft südlich des Nationalparks Garajonay. Die mächtige basaltene »Festung« kommt besonders gut vom Aussichtspunkt Mirador de Igualero (beim gleichnamigen Ort) oder vom Bergdorf Chipude zur Geltung.
Spätestens jetzt hält es den Wanderer nicht mehr am Fleck. Sowohl von Chipude als auch von Igualero führen gut ausgeschilderte Wanderwege zur Fortaleza, die zum Ende hin leichte Kletterei (!) und Schwindelfreiheit (!) erfordert, bevor man rund um das flache Plateau des Berges spaziert und die grandiose Aussicht genießt.
Ausflug: Die Vulkankegel aus gekühltem Magma
Ähnlich wie der gerade beschriebene Plateauberg sind auch die vulkanischen Felstürme (»Roques«) auf Gomera entstanden. Und das kam so: Magma kühlte im Schlot des Vulkans ab, das umliegende weichere Gestein wurde abgetragen – und zurück blieb der harte Basalt. Er ragt seither durch markante Felsformationen aus dem Grün des Nationalparks heraus.
Die Mitglieder der bekanntesten Felsenfamilie bestehen aus dem mächtigen Roque Agando (1.251 m), dem kleineren Roque de La Zarcita (1.233 m) und dem massigen Roque de Ojila (1.171 m). Entlang der Straße GM-2, die von der Hauptstadt San Sebastián de La Gomera zum Nationalpark hinaufführt, findet man mehrere Aussichtpunkte mit Blick auf die steinernen Riesen. Sie wachen als Zeugen längst erloschener Vulkane über die Insel …
Schönster Ausblick: Der aussichtsreiche Kirchenvorplatz mit dem Picknickareal
Ebenfalls an der Straße GM-2, etwa 16 km entfernt von San Sebastián und unweit der Roques, liegt die Kapelle Ermita Virgen de las Nieves. Sie wurde Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut, das helle Weiß der Fassade ist unterbrochen von dunklen Steinen, die aus dem Putz ragen; der Innenraum wird nur an Feiertagen geöffnet.
Wie so oft auf Gomera ist es die Umgebung, die einen Ort so besonders macht. Neben der Kapelle und dem Kirchenvorplatz existiert ein großes, schattiges Picknickareal. Von dort genießt man eine grandiose Aussicht, die Gomeros wie auch Touristen herauflockt: Man sieht, wie die Sonne im Westen ins Meer taucht – und die Wolken, die sich von Norden über die Kuppe des Nationalparks wälzen. Man erkennt die Straße, die sich ins Valle Gran Rey windet, und den Teide von Teneriffa, der sich stolz aus dem Meer erhebt. Das Grün des Nationalparks und das Blau des Himmels machen den Ausblick perfekt.
(Ur-)Typisches Dorf: Das geschlossene Ortsbild von Agulo
Der Blick auf den Teide, den mächtigen Berg der Nachbarinsel, ist ebenso bei einem Spaziergang in Agulo ein gern gesehenes Highlight.
Allerdings existiert das Dorf auch für sich. Agulo ist bekannt für sein geschlossenes Ortsbild mit engen Gassen und einigen gut erhaltenen Bürgerhäusern. Es steht damit im Gegensatz zu vielen anderen gomerischen Dörfern, die oft zersiedelt sind und aus scheinbar willkürlich hingestreuten Häusern entlang der Straßen bestehen.
Interessant: Von der Durchgangsstraße aus führt der Kulturlehrpfad »Ruta Urbana« den Besucher durch die schmalen Straßen. Auf Infotafeln erfährt man etwas über die Geschichte und die Bräuche des Ortes.
Traumstrand: Das windstille Verwöhnpaket unter der Steilküste
Die etwa 3,5 km westlich von Hermigua gelegene Playa de La Caleta erreicht man – wandernd oder fahrend – auf einem kleinen gewundenen Sträßchen, das vom Ortsteil Los Pedacitos über einen aussichtsreichen Pass hinunter zur Bucht führt.
Auch ohne die zuletzt 2017 geöffnete Strandbar handelt es sich um einen herrlichen Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Die schwarzen Klippen der Steilküste rahmen den Strand landseitig ein, wobei zusätzlich zwei schwarze Türme aus dem Meer ragen. Über dem Atlantik hinweg sieht man Teneriffa mit dem Teide.
Doch nicht nur das: Man kann auch ein mitgebrachtes Picknick auf großen festinstallierten Tischen im Schatten von Bäumen anrichten und die Atmosphäre in der windstillen Bucht genießen. Sogar Baden ist möglich – auf Gomera keine Selbstverständlichkeit! –, wenn die Strömung nicht zu stark wird und man den aufgeheizten schwarzen Sand überquert hat. Strandduschen und Toiletten vervollkommnen das für Gomera ungewöhnliche Strand-Verwöhnpaket.
UNESCO-Weltnaturerbe: Im uralten Herzen der Insel
Einer der Höhepunkte der Gomera-Reise ist eine Wanderung im nebelumwobenen und uralten Herzen der Insel, wo zitternde Flechten von knorrigen Bäumen hängen und Moose und Farne in allen Grüntönen leuchten. Der Lorbeer- (»Laurisilva«) oder Nebelwald ist ein Relikt aus dem Tertiär, der Zeit vor den Eiszeiten. Aufgrund seiner isolierten Lage im Meer überdauerte die Vegetation auf Gomera die Kaltzeiten und zeugt heute noch von den subtropischen Lorbeerwäldern, die vor mehreren Millionen Jahren den gesamten Mittelmeerraum und weite Teile Europas bedeckten.
Um das einzigartige Ökosystem vor der Zerstörung durch den Menschen zu schützen, wurde der Garajonay 1981 zum Nationalpark erhoben, 1986 listete die UNESCO ihn als Weltnaturerbe. Heute ist er durch Wanderwege gut erschlossen, so dass sich auch mehrere Touren in diesem einzigartigen Stück Natur anbieten.
Am Rande des Nationalparks bei La Palmita-Agulo liegt das empfehlenswerte Besucherzentrum: Es ist gratis und barrierefrei und hat täglich zwischen 9.30 und 16.30 Uhr geöffnet.
Essen und Trinken: Üppige Portionen mit viel Tradition
Abseits der großen Orte wie Valle Gran Rey oder San Sebastián sind die Speisekarten der Restaurants noch immer geprägt vom bäuerlichen Leben im ländlichen Gomera. Deftige Speisen kommen auf den Teller, so auch in der Bar La Vista, die im Ort El Cedro ganz am Rande des Nationalparks hoch über dem grünen Barranco-Tal thront.
Hier oben bekommt man zu kräftigen Gemüsesuppen und Eintöpfen in der Holzschüssel ganz traditionell eine Schale mit Gofio gereicht, einem Mehl aus geröstetem Mais, Weizen oder Gerste. Mit diesem Volksnahrungsmittel der Gomeros kann man die Suppe nach Belieben andicken und gehaltvoller machen.
Nicht nur die üppigen Portionen, sondern auch die Lage am Parque Nacional de Garajonay machen das La Vista zum perfekten Ausgangspunkt oder Schlussakkord einer Wanderung.
Übernachten: Ein Hotel wie zu Kolumbus’ Zeiten
Hoch über Gomeras Hauptstadt San Sebastián thront am Rande der Steilküste das Parador-Hotel, eine der Top-Unterkünfte der Insel. Die Zimmer des im Stil eines kanarischen Gutshofes errichteten Hauses sind geräumig und wirken mit dem dunklen Holz-Mobiliar wie aus Kolumbus’ Zeiten. Die Balkone zeigen entweder zu den ruhigen Innenhöfen oder schweben über der Steilküste mit Blick auf Meer und Teide. Die wirklich sagenhafte Aussicht genießt man auch bei einem Spaziergang durch den subtropischen Garten oder bei einem Bad im (Whirl-)Pool.
Das Zentrum San Sebastiáns erreicht man in knapp zehn Minuten auf einem steilen Treppenweg – ein Spaziergang, der sich auch für Nicht-Hausgäste lohnt, die auf die Inselhauptstadt schauen und einen Cortado trinken oder den Abend bei einem stilvollen Drei-Gänge-Menü ausklingen lassen wollen.
Das Besondere hat seinen Preis: Ein Doppelzimmer mit großem Frühstücksbuffet (auch gomerische Spezialitäten!) beginnt bei 165 €.
Nachtleben: Ein Hauch des 1970er-Flairs
Zugegeben, verglichen mit anderen Party-Inseln wie Teneriffa, ist es auf Gomera entschieden ruhiger. Große Clubs oder gar Discos sucht man vergeblich. Dafür trifft man auf gemütliche Bars und Kneipen, die sich mit geselligen Runden füllen; immer wieder wird live zum Tanz aufgespielt.
Die Cacatua Bar in Vueltas, dem Kneipenviertel von Valle Gran Rey, ist tagsüber ein extrem chilliger Biergarten, wo man im Schatten der Blätter einen frisch gepressten Saft zu seinem Bocadillo (= spanisches Sandwich) genießt. Am Abend ist die Bar auf der oberen Ebene zentraler Treffpunkt vieler deutschsprachiger Residenten. Wirt Christian ist seit über 30 Jahren hinter dem Tresen und eine echte Institution. Vielleicht liegt es daran, dass in seiner Bar noch ein Hauch des Gomera-Flairs der 1970er zu spüren ist, als die Guardia Civil nicht über das Einhalten der Sperrstunde wachte … 5 nach 2 Uhr ist nämlich heute Schluss, was niemanden davon abhalten sollte, den sehr leckeren Mojito zu testen!
Das Terrassen-Café hat montags bis samstags zwischen 10 und 23 Uhr geöffnet, die Bar von 21 bis, wie gesagt, 2 Uhr (die Guardia Civil …). Calle Cuesta de Abisinia 5, 38870 Valle Gran Rey/Vueltas.