Dass der Südwesten der USA ein einziges Roadmovie ist, beschreibt Volker Feser in seinem gleichnamigen Reiseführer. Dabei geht es zu Mammutbäumen und wilden Wasserfällen – oder in die Badlands mit ihren schrägen Lehmgestalten, die an aufgeplatzte Alien-Eier erinnern. Wie gut, dass man sich vor der Skyline von San Francisco wie ein heimkehrender Raumfahrer fühlt, der ans Mutterschiff andockt! Zum Schluss hat Feser noch einen Tipp für alle, die sich in einer Small Town angenehm einen auf die Lampe gießen wollen …
Monumentales Naturerlebnis: Die Härtlinge im Monument Valley
Das Monument Valley liegt innerhalb der Navajo Nation Reservation an der Grenze zwischen Arizona und Utah. Das berühmte Tal heißt in der Sprache der Navajo, des zweitgrößten Indiandervolks der Vereinigten Staaten, einfach nur »Tsé Bii' Nidzisgaii«: »Streifen, die in den Felsen herumlaufen«. Selbst der gute Cowboy John Wayne, der in dieser Landschaft oft drehte, war stark beeindruckt. Beim Anblick der aus der Hochebene ragenden Tafelberge sprach er von einem Ort, an dem »Gott den Westen erschuf«.
Die legendären Felsformationen entstanden durch Wind, Regen und Frost. Diese Erosionskräfte trugen die weicheren Sandsteinschichten im Laufe der letzten 50 Millionen Jahre ab; die bis zu 300 Meter hohen Härtlinge blieben zurück. Ihre Sockel bestehen aus rotbraunem Schieferton, ihre Rümpfe aus über 250 Millionen Jahre altem, eisenhaltigen De-Chelly-Sandstein, der in der Abendsonne in feurig-orangem Glanz erstrahlt.
Vom Visitor Center aus betrachtet, am Nachmittag mit der Sonne im Rücken, stehen drei der monumentalen Ikonen – der West Mitten, East Mitten und Merrick – gleich im Vordergrund. Phänomenal ist am Vormittag die Anfahrt von Mexican Hat (Utah) aus, auf dem schnurgeraden, in die extrabreite Ebene hinabgleitenden US-163. Am Nachmittag zeichnen sich aus gleicher Richtung kommend die beschatteten Kanten der wuchtigen Felstürme im Gegenlicht wie Fantasy-Schlösser ab, während der Highway zum Horizont hin wie eine befeuerte Landebahn flimmert.
Bestes Breitbild-Panorama: Der Shoshone Point im Grand Canyon
Der Grand Canyon ist 444 Kilometer lang, bis zu 16 Kilometer breit und 1.500 Meter tief. An seiner Südkante, dem South Rim, gibt es auf einer Länge von etwa 50 Kilometern eine ganze Reihe kolossaler Aussichtspunkte. Manche sind ideal bei Sonnenaufgang, andere eigenen sich ziemlich perfekt zum Sundown.
Ganz unabhängig davon, wie viele Leserinnen und Leser meines Reiseführers gerade dort zeitgleich unterwegs sein sollten, schlägt man am Shoshone Point der Masse von rund 18.000 Besuchern täglich (!) ein Schnippchen. Dabei lässt man das Auto neben dem Desert View Drive zwischen den Meilensteinen 244 und 245 am schattigen Waldrand stehen. Der nicht ausgeschilderte Weg zweigt 10 Kilometer westlich vom Grandview Point bzw. 2 Kilometer östlich des Yaki-Point-Abzweigs ab. Zur Canyon-Kante läuft man in 20 Minuten.
Unterhalb der schmalen, ungesicherten, weit hinausstechenden Plateauspitze sieht man die Newton und Lyell Buttes, den Colorado River, im Nordwesten den sich hinabschlängelnden South Kaibab Trail und gegenüber zum North Rim die »Tempelberge« Zoroaster, Thor, Brahma und Vishnu. Im wahrsten Sinne des Wortes: herausragend!
Schönster Nationalpark: 17 wasserfallreiche Wanderkilometer
Mit Höhenlagen von 648 bis 4.000 Metern ist der Yosemite-Nationalpark in der Sierra Nevada ein Star unter den amerikanischen Schaulandschaften. Seine im Abendrot wie gemeißelt und silbergrau lackierten Granitkuppeln wurden von Gletschern abgeschliffen. Aus ihren Wänden sprühen engelshaarige Kaskaden und stürzen tosende Wasserfälle. Eine nur in den schneefreien Monaten von Mai bis Oktober machbare Tageswanderung verbindet gleich mehrere Trails mit Aussichtspunkten, Wasserfällen und Naturpools.
Zwischen Mammutbäumen wandert man zuerst auf den Sentinel Dome. Lediglich die letzten 300 Wegemeter auf den kahlen Granitbuckel sind steil. Von dort fällt der 360-Grad-Blick auf das Yosemite Valley und fünf andere Kuppeln. Vom Sentinel Dome geht’s über den herrlichen Glacier Point auf den Panorama Trail hinab in die Illilouette Gorge und ins Tal des Merced River. Hierbei hat man den Half Dome, die Liberty Cap und den Nevada Fall im Visier. Die Sequenz aus Pfaden endet schließlich 1.000 Meter tiefer im Valley.
Unterwegs können die heiß gelaufenen Füße zunächst am Illilouette Fall im Bach gekühlt werden. Beim Nevada Fall verläuft die Route auch ein kurzes Stück über den berühmten John Muir Trail. Über dieser 182-Meter-Kaskade liegen kleine kristallklare Naturpools. Danach führt der sehr steile, steinige und mitunter auch glitschige Mist Trail entlang des Merced River stetig bergab. 300 Höhenmeter unterhalb vom Nevada Fall lädt dann noch der riesige Emerald Pool zum Baden ein. Gleich darauf folgt der Vernal Fall, in dessen Gischt die vielen Regenbögen geradezu tanzen. 600 Höhenmeter darunter ist dann der Talboden erreicht. Dort steigt man wieder in einen Shuttlebus in Richtung Parkplatz.
Spannendste Stadt: San Francisco, The City
Ob beim Anflug über der Bay, auf einer Kreuzfahrt unter der Golden Gate Bridge hindurch oder auf dem Sattel einer Harley entlang des pazifischen Highway 1 – der Anblick von »The City« löst Wonnegefühle aus. Wer im Mietauto nach Tausenden von Meilen durch rotrockige Felslandschaften auf der Oakland Bay Bridge in die von Nebelbänken umzüngelte Skyline hineingleitet, wird sich vielleicht sogar wie ein heimkehrender Raumfahrer fühlen, der gerade an das gute alte Mutterschiff andockt. Mit ihren viktorianischen Fassaden und den rauf- und runterführenden Straßen hat die Stadt auf den 48 Hügeln gleich von Beginn an etwas Vertrautes.
Man sollte Viertel für Viertel zu Fuß erkunden. Um von einem ins andere zu gelangen, greift man auf öffentliche Verkehrsmittel zurück. Highlights sind neben der Golden Gate Bridge und Alcatraz Island die Downtown, der Russian Hill, die viktorianischen Fassaden am Alamo Square sowie in Haight-Ashbury – und natürlich der Golden Gate Park, die schönste Parkanlage der Stadt. Überaus lohnend ist dann noch der Maritime National Historical Park mit seinen Museumsschiffen unweit der Fisherman’s Wharf.
By the way: Ein Top-Panorama auf die Golden Gate-Brücke bietet der Coastal Trail im Presidio und die Conzelman Road auf der nördlichen Seite in den Marin Headlands.
Authentisch übernachten: Urkalifornische Unterkünfte in L.A.
Ideal für authentizitätssüchtige Mietwagenfahrer und Nachtschwärmer ist West Hollywood mit seinen Motels und Hotels am emblematischen Sunset Boulevard. Wer von vorneherein aufs Auto verzichtet und U- und S-Bahnen benutzt, ist in der vielfältigen Downtown gut aufgehoben, zwischen Hollywood und Pasadena, doch weit weg von den Stränden.
Ein urkalifornisch urbanes, sehr sicheres, wenn auch sündhaft teures Umfeld hat dahingegen Santa Monica, nahe dem Strand und der Metro-Endstation. Eine stilvolle Übernachtung verspricht dort an der Ocean Avenue das achtstöckige Art-déco-Hotel The Georgian von 1933. Direkt am Sandstrand, mit Wellenrauschen und Möwengekreische in unmittelbarer Nähe zur Hipster-Szene von Venice, schläft es sich noch besser in einem Meerblickzimmer im Venice on the Beach Hotel.
Was man ganz generell wissen muss: Ein nettes Zwei- bis Drei-Sterne-Hotel in einem angenehmen Viertel ist je nach Saison und Nachfrage kaum unter 280 $ (= 250 Euro) zu haben. Ein ordentliches Motel in zentraler, aber weniger appetitlicher Nachbarschaft gibt’s ab 120 $ (= 100 Euro) einschließlich Parkplatz und schrägen Zimmernachbarn.
Historische Funde: Die Felsnischendörfer zwischen Himmel und Erde
Etwa ab Mitte des 12. Jahrhunderts baute das indianische Kulturvolk der Anasazi ihre Wohnhäuser (»Cliff Dwellings«, »Cliff Palaces«) in breiten Nischen unter überhängenden Felsklippen. Es muss eine Heidenarbeit gewesen sein, die Sandsteinblöcke in die vertikalen Wände zu hieven und diese Stock für Stock mit Mörtel aus Erde, Wasser und Asche aufzutürmen. Leider fand diese Baukunst ein jähes Ende. Eine Dürreperiode, datiert auf 1273 bis 1285, soll der Grund für den Niedergang der Anasazi gewesen sein. Bereits ums Jahr 1300 waren die Felsnischendörfer verlassen.
Weltberühmt ist der Mesa-Verde-Nationalpark in Colorado mit seinen Cliff Dwellings. Nur wenig bekannt sind hingegen die Klippenhäuser im Navajo National Monument im Norden Arizonas. Dabei dürfte das auf einer 28 Kilometer langen Wanderung (Hin- und Rückweg) erreichbare, weitgehend im Originalzustand erhaltene Keet Seel das schönste Felsnischendorf im ganzen Südwesten sein! In der Navajo-Sprache bedeutet es »House of Broken Pottery«, die Hopis nennen den Ort »Kawestima« und meinen damit eine Art Nirwana am Ende ihrer beschwerlichen Wanderschaft.
Wer sich auf den Weg dorthin begibt, wird sich wie ein Entdecker fühlen. Die Anlage in einem mit Wüstenlack gemaserten Felsüberhang (»Abri«) unter der Steilwand katapultiert den Wanderer ein Jahrtausend zurück. Nach dem senkrechten Einstieg über eine sehr lange (!) Leiter sind sogar alte Holzdecken und Rauchspuren über Feuerstellen zu sehen. Um das Jahr 1272 bestand Keet Seel aus etwa 160 Räumen von ineinander fast verschachtelten Häusern. Als die Anasazi diese um 1300 verließen, versiegelten sie die Zugänge, als ob sie vorhätten, eines Tages zurückzukehren. Keramiksplitter liegen überall im Umfeld verstreut – überwältigend!
Essen & Trinken: So kocht New Mexico
Einheimische lieben sie. Viele Besucher kommen extra wegen ihr. Maßgeblich für die neumexikanische Cuisine mit ihren Einflüssen aus spanisch-mexikanischen, aus Pueblo- und Cowboy-Kulturen sind frische, geröstete, geräucherte oder getrocknete Chilischoten. Man kocht sie mit Gemüse, Avocado oder nussigen Pinto-Bohnen, würzt mit Limetten und Kräutern und füllt damit beispielsweise süße Fladen aus dunkelblauem Mais oder käseüberbackene Kürbisteigtaschen. – Hauptzutaten sind neben Chilischoten auch die sakralen »Three Sisters«, eine seit Jahrtausenden im Südwesten der USA kultivierte Dreieinigkeit aus Mais, Bohnen und Kürbis.
Sehr bekannt und je nachdem pikant sind Gerichte wie »Carne Adovada« (= in roter Chilikräutersauce gebackenes Schweinefleisch), der »Green Chile Stew« (= Eintopf aus Schweineschulter, Anaheim-Chilischoten, Paprika und Koriander) oder das ursprünglich von den Azteken stammende »Posole« (= zähflüssiger Eintopf aus eingekochten Maiskörnern, Schwein oder Geflügel, zitronenangereichertem Chili und wildem Majoran). Chilis sind außerdem die Basis für verführerische Saucen und den pikanten Salat »Pico de Gallo«, was übersetzt »Hahnenschnabel« bedeutet (keine Sorge, der ist nicht drin!). Eine preiswerte Adresse für kulinarische Einsteiger liegt in Neumexikos Hauptstadt Santa Fe, das Tia Sophia’s.
Noch ein Hinweis für Reisende: Kellner fragen mitunter nach »Red or Green?« oder nach »Christmas?«, einer Kombination aus roten und grünen Chilischoten. Die Farmer New Mexicos produzieren jährlich 80.000 Tonnen von beiden Sorten. Wobei die Schärfe nichts mit der Farbe zu tun hat! Diese wird durch das im Chili enthaltene Alkaloid Capsaicin ausgelöst und anhand der Scoville-Skala gemessen. Neumexikanische Chilischoten entsprechen in der Regel zwischen 500 und 2.500 Scoville-Einheiten, ein vergleichsweise milder Schärfegrad. Aber keine Regel ohne Ausnahme! Ich kann für nichts garantieren, sobald Sie sich auf die scharfen Schoten einlassen …
Assoziationsreicher Ausflug: Die phantasmagorische Wüstenei der Badlands
Auf den ersten Blick lassen die unterschiedlichen Areale der Bisti Badlands von New Mexico nichts von einem Eldorado für Rock-Skulpturisten erahnen. Doch die Stille ist überwältigend. Man kann in sie hineinhören. Erst beim Durchwandern der nahezu vegetationslosen, fehlfarbigen Landschaft tauchen nach und nach die Hoodoos auf. Diese Lehm- und Sandsteingebilde haben abgefahrene und fantastische Formen – und erinnern an ausgelutschtes Knochenmarkgerippe, an Popcorn und Cornflakes, Käppis, Kugeln, Flossen, Propeller, Reitsättel, Schildkröten, Adlernester oder Dinosaurier-Schädel. Die skurrilsten Assoziationen bescherten mir die »Cracked Eggs«, für mich eindeutig aufgeplatzte Alien-Eier, und ein durch den Raum gleitendes Surfbrett … Auf mancher Lehmnadel sitzt zudem noch ein härterer, die Schwerkraft herausfordernder Sandsteinbrocken.
Die extrem erosionsanfälligen Hoodoos befinden sich in stetiger Metamorphose, denn mit den Regen und Winden verformt sich der sonnengebackene Lehm auf ein Neues. Hoodoos wachsen nicht in den Himmel, sondern förmlich in den Boden hinein. Sie entstehen durch flache, auf dem Grund verstreute Steine, die wie Regenschirme wirken. Unter ihnen bleibt es trocken, während die Regentropfen um den Stein herum abtropfen, die Erde aufweichen und sie Stück für Stück wegschwemmen oder der Winderosion ausliefern. Die direkt unter dem Stein verbleibende Erde wird dadurch höher und höher.
Noch ein Reisetipp: Während die Badlands bei vorherrschender Trockenheit locker querfeldein zu durchwandern sind, verwandeln sich diese nach einem Regen in zähen Morast, der sich in dicken Klumpen an die Stiefel heftet. Man hat Probleme, das Gleichgewicht zu halten, und schlittert umher wie ein betrunkener Astronaut. Passend zu den Hoodoos!
Nachtleben: Small Towns statt Big-City-Szenarien
Historische Small Towns mit Provinzflair sind oftmals unterhaltender als Big-City-Szenarien. Hier muss man sich auch nicht sorgen, nachts zu Fuß und beschwipst das Hotel zu verfehlen. Das auf 1.688 Metern gelegene Minenstädtchen Bisbee im Süden Arizonas vermittelt feuchtfröhliche Bodenständigkeit bei milden Temperaturen. Der Slogan »One-Mile-High« passt perfekt. Anders gesagt: Zwischen Tucson und New Mexico ist dies die beste Option, um den heiß gelaufenen Motor abzustellen und sich gepflegt einen auf die Lampe zu gießen. Der noch vor der Erfindung des Automobils konzipierte viktorianische Kern von »Old Bisbee« ist wie geschaffen für Laid-Back-Nachtschwärmer, die auch mal Stunden auf einem Hocker am Tresen vor einem Glas verbringen können. Die einzige Herausforderung sind steile wie schmale, teils auch mit – Obacht! – wackligen Geländern oder zerzausten Katzen auf Blechdächern versehene Treppenaufgänge.
Gott sei Dank sind die paar wenigen Kneipen im waagrechten Bereich der Brewery Avenue. Am harthölzernen Tresen im St. Elmo’s verbrüdern sich Locals und Travelers bei Shots und Live-Musik bis zwei Uhr morgens – dies schon seit 1902! Im Biergarten der Old Bisbee Brewing Company gibt’s neben frisch gezapftem, trockenwürzigem Double Hopped Indian Pale auch Bratwürste aus Wisconsin, Sprühnebel aus Rohrleitungen sorgt im Sommer für zusätzliche Erfrischung …
Ghost Towns: Die Bergbaustädtchen des Goldrauschs
Gold und Silber! Dort wo man davon genügend fand, meist in einer erbarmungslosen Einöde, schossen in den letzten Dekaden des 19. Jahrhunderts improvisierte Bergbaustädtchen fast über Nacht aus dem Boden. Wer nichts zu verlieren hatte, folgten den Verheißungen. Sobald der Rausch in den Stollen abebbte, verließen die Bewohner, so rasch wie sie einst erschienen waren, den Hort des Lasters und der Lynchjustiz.
Wildwestromatisch ging es nur selten zu: Die verzweifelte Sehnsucht nach Reichtum nahm für viele ein schlimmes Ende. Oft ließen sie das wenige Hab und Gut zurück, da diese Orte zu abgelegen waren, um mehr als die nackte Haut zu retten. Der Südwesten kann heute mit Hunderten von verlassenen, fast verlassenen, bald verlassenen oder abermals im Verlassen begriffenen Geisterstädten um längst aufgegebene Minen aufwarten. Manche wurden zu Freiluftmuseen, andere stehen zum Verkauf oder erlebten einen Neustart als Künstler- und Aussteigerkolonien.
Vor Authentizität strotzt das kalifornische Bodie an der Grenze zu Nevada. Rostige Blechbüchsen stehen Reih und Glied im Regal des gut bestückten Boone Store & Warehouse. In den ein- und zweistöckigen Holzhäusern blieben zerschlissene Sofas, zersprungenes Porzellan und Petroleumfunzeln zurück. Erdhörnchen kriechen aus ihren Löchern, Coyoten schleichen im Mondschein umher, Schaukelstühle und angeblich sogar Sargdeckel bewegen sich wie von Geisterhand. – Die Ranger sehen das gelassen: Sie würden am liebsten die dicken Staubschichten erhalten. Reparieren statt restaurieren lautet ihre Devise. Doch die ärgsten Feinde sind Windgeschwindigkeiten bis 180 km/h. Im Winter kann die Temperatur auf 38 Grad unter den Gefrierpunkt fallen. »Wir flicken das dann so behutsam wie nur möglich, etwa wenn ein Dach einbricht und der Schnee eindringt«.
Bis heute sind 110 Gebäude in Bodie erhalten, darunter Hotels, eine Schule, ein Knast, der obligatorische Leichenbestatter und die Methodistenkirche. Um 1880 zählte man 8.000 Einwohner, 2.000 Häuser und fast 100 Saloons, Bordelle und Opiumhöhlen. Aus den Minen holte man eimerweise Nuggets, aber mit sinkender Ausbeute begann Anfang des 20. Jahrhunderts der Niedergang, auch der von Rosa May. Der Moral zuliebe wurde die schillerndste Dame des hiesigen Rotlichtviertels nur neben und nicht auf dem Friedhof beerdigt.